krass verpeilt
Lia flog einen phantastischen Drive und ich mußte mich sputen, um hinterher zu kommen. Sie wollte mit mir nach Süden, und ich war schon gespannt auf die neue Gegend. Dort sollte es auch glänzende Dächer geben und buntes Allerlei an einem großen fließenden Wasser. Alles das, was ich so sehr liebte. Von Gyps konnte ich bei Wwwpunkt auch nichts Aktuelles finden, irgendwie war er abgängig.
Wir landeten im grünen Dickicht eines Hügels. Ich lugte über das Blätterdach hinaus und sah, – Zweibeiner, – so viele, wie ich noch nie vorher gesehen hatte. Gyps und ich waren in Gegenden gewesen, die zweibeinerleer waren. «Wieso gibt’s hier so viele davon», wandte ich mich an Lia, die mir auf das grüne Dach gefolgt war. «Was meinst du», fragte sie und strich dabei ihr Federkleid in Form. «Da unten, der Schwarm, der sich bewegt, -«. «Ach du meinst die Menschen», erklärte sie, «die haben kein Land mehr, die Wälder rauchen, die Wasser steigen.» Ich staunte, rauchende Wälder, was sollte das schon wieder sein und so sonderbare Menschen, – nie davon gehört. Sie sahen so ganz anders aus. Gyps hat immer nur von Zweibeinern gesprochen und ich wußte auch nichts von denen, – dieser Sorte Menschen. Ich behielt aber meine Unwissenheit für mich. «In den nächsten Tagen werde ich dir ein Menschenhaus zeigen», meinte Lia, «dann wirst du sehen welche Unnütze das sind, Vernichter sind sie, ja». Hinter den Ästen sah ich einen golden und bunten Schimmer, den ich mir morgen ansehen wollte. Ich war müde, den Durst hatte ich löschen können, doch mit knurrendem Magen döste ich ein.
Frühmorgens machten wir uns auf. Lia wußte um gute Futterplätze, die wir auch ansteuerten. Dort herrschte schon reger Andrang. Ich hielt mich hinter Lia, die sich oftmals mit ihrem Schnabel Platz verschaffte. Was für ein Gedränge! Ich war erleichtert, als sie zum Abflug gurrte, ruhugu gugu, ruhugu gugu. Ich war satt und nun neugierig auf das Menschenhaus. Darunter konnte ich mir so gar nichts vorstellen.
«Wir müssen da hinten um die Ecke, da gibt es ein illegales Einflugloch. Hier vorne besteht Verletzungsgefahr», klärte sie mich auf. Ich folgte ihr also um die Ecke und sah noch wie sie durch die Mauer verschwand. Ich also hinten nach.
«Was, was ist das hier?», stotterte ich und setzte mich auf eine kalte Kiste. «Das ist von Menschen für Menschen gemacht», erwiderte Lia, «sieh dir an was sie für einander tun.» Wir flogen die Gänge entlang oder trippelten am Boden durch das Haus. Ich sah sie an Wänden, aufgereiht und ohne Leben. «Das sind Fotos, Bilder- weißt du, bevor sie enden mußten», erklärte Lia und setzte sich auf die offene Tür eines Holzverschlages. «Warum», fragte ich, «warum?» «Das wissen wir nicht. Unnütze Kreaturen-«, anwortete Lia. Ich war mir nicht sicher ob sie die Zweibeiner auf den Bildern meinte, oder die anderen… Krass verpeilt waren sie, die Zweibeiner.
Ich war froh, als wir durch die Luke wieder dieses Haus verlassen hatten. «Wir müssen überlegen, wie wir deine Route weiter planen, nach, du weißt schon, wo einmal deine Menschen gewesen waren», meinte Lia, als wir ein goldenes Dach ansteuerten. Von Gyps konnte ich nach wie vor nichts auf Wwwpunkt finden, spurlos verschwunden, – konnte nicht sein. Ich vernahm ein Kreischen unter uns. «Hey, hey», chrrai-te Lia und sogleich wurde dieses Gekreische noch lauter und freudiger. Da saß ein Vierhänder unter dem Dach und schien sich über unseren Besuch zu freuen. Es schien eine längere Unterredung zwischen den beiden Ungleichen zu werden, so setzte mich abseits und versank in der Cloud auf der Suche nach Möglichkeiten, um über das große Wasser zu kommen. Auf http://www.marinetraffic.com/de fand ich, was ich suchte.
Und hier geht’s weiter www.weltenquerung.de/horn-de-bill