# Horn de Bill
Ich will nicht meckern, aber Seefahrt ist nicht mein Ding. P.Lia hatte mich lange bequatscht, bevor ich diese gestapelten Eisenkisten angeflogen hatte, um dann die Fahrt übers Wasser zu wagen.
Nicht nur sehr ungemütlich bei peitschendem Regen, sondern stres-s-siger Hor-ror, und erst dieses Schaukeln. Auf den geschichteten Kisten, ein Schiff stellte ich mir irgendwie anders vor, waren keine Zweibeiner zu sehen gewesen oder zu hören, manchmal aber hatte ich schneidende, unwirkliche Laute vernommen. Was soll’s, alles vorbei. P.Lia hatte sich dann vom Acker gemacht, um Verwandte zu besuchen, das würde dauern.
So machte ich mich auch auf über Land und verpaßte die Abzweigung zur Insel meiner Zweibeiner, was gut war, wie sich später herausstellen sollte…
Ich hatte mich im Wwwpunkt schlau gemacht und war hier eingeflogen, Unterkunft mit Verpflegung hörte sich nicht schlecht an. Vierhänder hatten sich auch eingefunden und machten Krawall.
Im Blätterdach sitzend döste ich vor mich hin und hatte erst einmal keine Pläne, und ich dachte an Gyps, «miss You», sagte mein Herz, «Habibi«.
«Hey, Kleiner». Döste ich noch ? — «Na, Kleiner, was geht -hier- ab «, fragte er, – er, das war Gyps. Nein, ich döste nicht mehr. «Was, wie kommst du …?», stotterte ich vor mich hin, ungläubig. «Lange Geschichten, lange Geschichten», krächzte er und damit mußte ich mich erst einmal zufrieden geben. «Hier braucht die Community Hilfe, – weißt wieder einmal nichts, was Kleiner», meinte er überheblich. Also noch immer der alte Gyps. «Ich freu› mich, daß du hier bist, aber dein Oberschlau find ich richtig shitmäßig», erwiderte ich und plusterte nicht nur mein Federkleid auf. Kleinlaut zog er seinen Hals ein, «tut mir leid, tschuligom, bin schon manchmal ein gekotzter Brocken, was…». Dabei rollte er mit seinen Augen und wiegte seinen Kopf sachte. «Solang› das nicht ständig ist, komm› ich damit klar, aber nice ist das nicht», wies ich ihn zurecht und fühlte mich dabei ganz schön mutig. «Den Horn de Bill wollen sie hier nicht länger, der wird entsorgt», erklärte Gyps, «irgendwohin, keiner weiß Genaueres. Er hat auch Angst, daß jemand an sein Horn will. Aber die Zweibeiner haben, glaube ich, andere Probleme zur Zeit. Hier ist die Luft auch schon grenzwertig. Was willst denn du hier eigentlich?» «Ich, ich», schon wieder fing ich an vor Aufregung nach Worten zu suchen, » ich wollte doch schon und eigentlich nach ….du weißt schon, wo einmal meine Zweibeiner waren, eine Insel nicht weit von hier.» «Ach, ja, stimmt, – da ist jetzt nur Fetzenchaos aus bunten MiniMicroNanoteilchen, die keinem wirklich schmecken und viele enden bei vollem Gedärm. Die Wasserflossler haben davon berichtet, – die kommen kaum mehr durch die Brühe und verheddern sich auch ständig, voll krass.» In Gyps Augen funkelte Zorn, sein Hals war rot geworden, er steppte hin und her voller Wut. Es sah ganz furchteregend aus und ich wartete eine Weile, bis er sich wieder beruhigte. Wie sollte das alles nur weitergehen….
..zum Minarett mit Gyps
.
«Komm› mit, du willst was wissen und ich hab› dir was zu sagen. Nicht weit von hier…», verkündete Gyps und schwang sich hoch. Ich mußte mich sputen hinterherzukommen. Auf einem Turm war Platz für uns beide, luxuriös mit Dach. Gespannt auf seine Erzählungen wartete ich. Gyps würgte wieder einmal, doch dabei blieb es. «Was ist eigentlich bei Mega los», fragte ich und nutzte Gyps Rülpserei um fortzufahren, «und warum bist du nicht bei den Mangas?» Seine Augen fingen wieder an hin und her zu rollen, ich kannte das ja schon zur Genüge. «Langsam, Kleiner! Der Reihe nach», stellte er klar, «Mega fliegen Galaxien um die Ohren…». Ich unterbrach ihn, «Galaxien, Ohren?» «Hör zu, Kleiner», referierte Gyps und schien mich nicht nur für beschränkt, sondern auch noch für crazy zu halten, aber so war ich nicht!, «ich könnte dir auch erklären was damit gemeint ist, also auf keinen Fall sind das Ohren, wie es sie hier gibt. Mega ist auch überAll und schneller als Licht, Mega ist galaktisch. Wasser fließen nun anders’rum, Mega hat’s vielleicht registriert und macht nichts, es passiert sowieso.». Verwirrt dachte ich nach, während Gyps sich an seiner Halskrause zu schaffen machte. Über seine frühere Idee, bei den Mangas vorbeizuschauen, schien er nicht sprechen zu wollen, also hakte ich vorsichtig nach,» und wie war’s bei den Mangas?…» Sein Hals lief rot an und er wippte aufgeregt, was auf der kleinen Plattform und wegen der Brüstung nicht ungefährlich war. «Ist gut, kannst mir das auch später erzählen», versuchte ich ihn zu beruhigen. Ach, dieser Gyps mit seinem Temperament war oft eine Gefahr für sich selbst.
Mein Schlafplatz im Blätterdach war noch frei. Gyps hatte sich bereits zur Community verzogen, um seine Vorschläge zu erklären. Oje, dachte ich bei mir, hoffentlich gelingt ihm das ohne Triggern mit Wutanfall. Im Wwwpunkt suchte ich nach meinen Zweibeinern die vor langer, langer Zeit auch in dieser Ecke gewesen waren…, und da waren sie auch schon! – und hatte ich da schon immer hingewollt? Schwierig: https://www.weltenquerung.de/2019/02/09/angepeilt-249n-10411o/
Bei einer der Krisensitzungen saß ich ganz hinten, hörte zu und beobachtete. Gyps stolzierte vorne auf und ab, er schien hier wichtig zu sein… Die Vierhänder waren auch vollzählig anwesend und machten mich mit ihrem Gekreische ganz meschugge. Horn de Bill saß in seinem Glaskasten, wirkte teilnahmslos und in sein drohendes Schicksal ergeben. Er sollte entsorgt werden, was immer das bedeuten würde. Vielleicht wollten Zweibeiner wirklich an sein Horn…
Die Community war dagegen, geht gar nicht, no way. Vierhänder brachten ein Netz an, das sie wohl an einer Stelle der Unterkunft rausgerissen hatten. Löcher gab es ja in diesem Dach genug. Horn de Bill konnte nicht mehr fliegen, einfach verlernt. Ich war gespannt was der Plan war. «Unseren Freund Horn de Bill werden wir mit diesem Netz transportieren», vernahm ich die laute Stimme von Gyps. Ich war ein ganz wenig stolz, daß ich ihn zum Freund hatte. Er war der also tatsächlich hier der anerkannte Babo und Macher. Sechs flugstarke Artgenossen wollten das Netz mit ihren Fängen greifen und im Formationsflug Horn de Bill in Sicherheit bringen. Ein Begleitgeschwader wurde zusammengestellt und auch ich durfte mitmachen, supercool!. Ich war darüber happy-i und pfiff vor mich hin, «Da freu’ich mir á Kokosnuß!….». Selbst Gyps konnte mich nicht einbremsen. Er fand den Gesang nicht artgerecht. Boaááh…
Ganz schön anstrengend war für mich und für noch einige, ich meine es waren fünf und zehn, die erste Flugetappe. Wir 5+10 bildeten daher die Nachhut des Geschwaders.
Anfangs ging es sozusagen im Kamikaze-Blindflug durch dichten dunklen Nebel, der ätzend in meinen Augen brannte. Irgendwann wurde die Sicht und auch die Luft wieder besser und wir erreichten, verspätet, unseren ersten Rastplatz. Yeet! Ich war begeistert von dem bunten Treiben und es tauchten auch wieder mehr Zweibeiner auf. In der Netzunterkunft waren eigentlich nur die Vierhänder zurückgeblieben, gezwungenermaßen, und alles was fliegen konnte hatte sich aus dem Staub gemacht, was für ein Glück. Körner, Obst und allerlei Köstlichkeiten waren hier im Angebot, jede Menge an Resten, die nach Abzug der Zweibeiner am Boden lagen. Auch für Nicht-Veganer von uns gab’s genug zu futtern.
Nachts hörte ich süße Lockrufe, die mich erstaunten. Bei Dunkelheit herrscht doch meist Stille, doch dieses Gezwitscher nahm kein Ende. Am nächsten Morgen ging ich den Rufen nach und sah in einem Haus der Zweibeiner seltsame Vorrichtungen und auch kleine vergitterte Öffnungen, in denen sich kaum befederte und auch nackte Meinesgleichen bewegten. Die süßen Rufe kamen aus einem Trichter.
Ich suchte nach dieser schaurigen Entdeckung das Weite und landete am Fluß. Über das eben Erlebte wollte ich mit Gyps reden, wenn er wieder zurückkommt. Er war mit dem Transport und vielen aus der Geschwadertruppe weiter gegen Norden, oder so ähnlich, geflogen. Dort sollte Horn de Bill Asyl erhalten. Ich hoffte für alle, daß das klappt. Die Tage boten mir viel Neues und Unbekanntes. Im Wasser des Flußes beobachtete ich ein schwimmendes Wesen, setzte mich oft auf einen golden verzierten Torbogen oder sah den Wasserflossenfängern zu….
..
…und wartete auf Gyps
… und dort sollte Horn de Bill Asyl bekommen http://www.rolex.org/rolex-awards/environment/pilai-poonswad
In Chicos Blog ist noch mehr über mich zu erfahren…, und hier geht’s weiter www.weltenquerung.de/wo-ist-pepe