Zwischen Beijing und Osaka 2.Teil

Zwischen Beijing und Osaka 2.Teil

Chabarowsk, die Schöne

Erlöser-Verklärungs-Kathedrale

Besorgt kam Rose noch auf den Bahnsteig, um uns den richtigen Weg zum Übergang in Richtung des Bahnhofgebäudes zu zeigen. Überschwenglich war das Abschiednehmen bei uns Frauen, «do swidanja» und nicht «do wstretschi», was soviel wie «auf wiedersehen» bedeutet hätte. Warmschwüles Sommerwetter ließ mich gleich aus allen Poren schwitzen, den Rucksack auf dem Rücken. Albrecht hatte beide Handkoffer genommen. Wir stapften die Treppen hoch, über die Fußgängerbrücke und dann wieder Treppen abwärts um direkt an den Taxistand zu kommen. Diesmal gab es keine Irrfahrten oder sonstige Unannehmlichkeiten. Um 17h bezogen wir unser gebuchtes Zimmer, was heißt Zimmer. Es war die beste Unterkunft auf unserer Reise, eine Suite. An der Rezeption wurden wir nach unser Registrierung gefragt. Wir reagierten mit Schulterzucken und einer mündlichen Erklärung. Dann war klar, wir hielten uns illegal in Rußland auf. Was war nun zu tun? Ich suchte alle Fahrkarten, Rechnungen vom Unterkünften, das Registrierungsblatt für «zweimal Schulmeiss» von der Insel Olchon, Abschnitte einer Reservierungsbestätigung aus dem Internet…. Mit diesem Papierhaufen wurde ich wieder an der Rezeption vorstellig. Die Rezeptionistin war damit zufirieden und füllte die entsprechenden Formulare aus und das sehr professinell. Das hätte in’s Auge gehen können. Unsere Bekleidung hatten wir schon mehrfach gewendet und bedurfte dringend einer Wäsche. Bisher hatten wir bei Sibylle in Ulaan Baatar einmal kalt für ca. €4.- und unsortiert Wäsche gewaschen, ebenso bei Vera auf Olchon, dort allerdings kostenlos. Die vorliegende Preisliste ließ Albrecht erstarren. Für das Wäschewaschen ohne Bügeln haben wir dann ca. €100.- (einhundert) bezahlt. Lange Fleecehosen haben dabei als lange Unterhosen etwas günstiger zu Buche geschlagen. Es mußte sein!

Laundry-Preisliste im Hotel Sapporo – Chabarowsk

Nun war es an der Zeit die Schöne, wie ich die Stadt spontan genannt hatte, zu erleben und zu entdecken. Sie erstreckt sich über drei Hügel und zwei Täler, trendige Jugend , pure Lebenslust, imposante Bauten – vor allem Kirchen, Prachtstraßen, Amurstrand, – einfach ein Traum erwartete uns. Am nächsten Tag, einem Samstag, wurde an allen Ecken und Plätzen geheiratet. Stretchlimousinen mit Oldtimerkotflügeln, posierende Paare, lachende , fröhliche Gruppen , – alle vermittelten ein Lebensgefühl das ansteckend wirkte. Und Moskau war fern!

Auf mein Drängen besuchten wir eine russisch-orthodoxe Messe in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Auch ich hatte mein Haar mit einem Tuch bedeckt und ein Kleid angezogen, so wie alle anwesenden Frauen, fast alle. Eine junge Frau in männlicher Begleitung hatte auf das Bedecken der Haare verzichtet, vielleicht um zu provozieren. Das gelang ihr auch. Die Liturgie wirkte fremd , doch die Gesänge ohne instrumentale Begleitung berührten mich, auch Weihrauch und viele brennende Kerzen taten ihres dazu. Die Kirchenbesucher standen , veränderten selten ihre Positionen, schlugen das Kreuz vor und auf ihren Körper. Immer wieder wurde den Würdenträgern und dem Pope ein Durchgang gewährt. Am Altar öffneten sich geheimnisvoll Türen, schlossen sich wieder, und alles erstrahlte in goldenem Glanz. Ein Vorbeter mit Baßstimme und Spickzettel im Ärmel zählte singend eine Litanei von Namen auf. Dabei verhaspelte er sich mehrfach, sicherlich eine anstrengende Tätigkeit. Wir verließen die Messe vor ihrem Ende. Das lange Stehen war ungewohnt. Es gab einige wenige Stühle an den Seiten für Alte und Schwangere.

Das Ufer des Amur war sowohl Promenade, als auch Badestrand, Joggingstrecke, Abfahrtstelle für die Fähren zu den Inseln und Ausflugsbooten. Auch wir unternahmen eine Fahrt zu den Inseln. Auf der Rückfahrt präsentierte sich die Stadt nochmals von einer anderen Seite und goldene Kuppeln glänzten in der Sonne.

Chabarovsk – Treppe zum Strand des Amur

Chabarowsk ist Universitätsstadt mit ungefähr 600000 Einwohnern. Das Angebot an Lokalen ist vielfältig. Viele Touristen, besonders aus Japan, waren anzutreffen und auch chinesische Geschäftsleute, die hier ihre Niederlassungen gründen wollten. Das spiegelte sich auch in den Angeboten der Restaurants wieder; – Sushi und chinesische Küche. Wir verweigerten uns beiden und suchten für uns ein italienisches Restaurant aus. Überraschenderweise wurde das Bier in einem Glas «Hofbräu Kaltenhausen» serviert. (?) Auf die Frage, wie denn dieses Glas hierher käme erhielt ich zur Antwort, Chabarovsk sei international. Das Hofbräu ist schon vor Jahren in der Österreichischen Brau AG aufgegangen und liegt in Kaltenhausen – Stadt Hallein im Bundesland Salzburg.

Albrecht hatte noch ein prägendes Erlebnis mit einem Bankomaten, der einen 10000,- Rubelschein ausspuckte. Der Bankomat stand in einer Bank, doch in dieser Bank wurde das Wechseln des Scheines verweigert. Wir mußten das in einer dafür lizensierten Bank erledigen. Ein Internetcafe fanden wir nach langer Suche auch noch. So konnten wir wieder einmal ein Lebenszeichen von uns nach Europa mailen.

Unsere Weiterreise mit dem Nachtzug Nummer 008 stand bevor. Ich wäre gerne noch geblieben, aber auch Wladiwostok (oder auch Vladivostok), wartete auf uns.

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