Zwischen Beijing und Osaka 2.Teil
Osaka, Metropole im Rundumschlag
Bei unserer Ankunft mit dem Bus hatten wir erst einmal Probleme. Im Inneren des Namba-Komplexes fuhr der Bus auf dunklen, kurvigen und engen Fahrbahnen in Richtung Busbahnhof, der beleuchtet war. Es führten Rolltreppen nach oben und nach unten. Eigentlich wollten wir nach oben, ans Licht, was sich als falsch herausstellte. Der Bus stand in einer ersten Etage und wir mußten nach unten. Das taten wir dann auch und Tageslicht empfing uns. Mit einem Taxi erreichten wir unsere Unterkunft, eine Art von Boarding-House, in der Nähe des Osaka-Castle. Trotz vieler abschreckender Berichte über sehr teure Übernachtungsmöglichkeiten haben wir dann doch nur ca. € 55,59 pro Nacht und Standardzimmer mit Pantryküche bezahlt, bei bester Lage, guter Ausstattung, nur Endreinigung und ohne Nachtportier. Aber wieder wichtig, mit Waschmaschinen und Trockner im Haus. Albrecht zog mit seinem Wörterbuch los. die Seiten W für Wäsche und P für Pulver markiert. Er wurde im kleinen Minimarkt gleich um die Ecke, über die Straße, von der zweiten Verkäuferin verstanden und brachte mir das ersehnte Waschpulver. Ich konnte die Maschinen anwerfen, die Rucksäcke leeren und auf dem kleinen Balkon zum Lüften aufstellen. Die nächstgelegene Subway-Station «Tanimachi4-Chrome» mit ihren vielen Ausgängen besichtigten wir noch, ebenso die Fahrkartenautomaten. Auf dem Rückweg versorgten wir uns noch im Minimarkt mit Lebensmitteln. Am nächsten Tag wollten wir zum Touristenbüro, eines von vier, im Namba-Komplex. Es war der 7.9. und am 10.9. würde es wieder zurück nach Deutschland gehen.
Wie könnte ich dieser Stadt gerecht werden. Ich nahm den «Tourist Guide Osaka» zu Hilfe. Er versprach Einkaufsvergnügen, Historie, Metropole am Wasser, durchzogen von Flüssen und Kanälen, Attraktionen, Altes und Neues, Business, …. Wir machten uns auf den Weg und wurden nicht enttäuscht.
Am nächsten Morgen versuchten wir unser Glück am Fahrkartenautomaten der Subway-Station. Wir drangsalierten ihn einige Zeit, doch er spuckte kein Tagesticket aus. Plötzlich öffnete sich eine geheime Türe hinter dem Automaten und ein freundlicher Mann in Uniform nahm sich unser an… Das war der Start zu unseren vielen Fahrten mit der Osaka Subway-Bahn, in den folgenden Tagen mit Touristen 2-Tagetickets. Diese erhielten wir nach Vorlage unserer Pässe im Touristenbüro, das wir nach längerer Suche auch fanden. Einige zusätzliche ermäßigte Angebote sind im Ticketpreis inkludiert. Das Labyrinth mit Namen «Namba» ist vermutlich nichts für Menschen mit Platzangst. Wir konnten eine Etage höher sehen und ich strebte einem, wie mir schien, netten Lokal im Swisshotel zu. Dort gab es «Wine Spritzer», was soviel wie Weißweinschorle oder G’spritzter bedeutet. Es war erst 11am, doch es durfte sein und es war wunderbar. Albrecht referierte über Besichtungsmöglichkeiten. «Hai,hai», erwiderte ich gutgelaunt, (kurz betont und wie «Hai» ausgesprochen, meinte ich «ja»). Eine Etage höher fuhren Züge ab, die darüberliegenden haben wir nicht mehr inspiziert, – ein Turm zu Babel.
Den Busterminal OCAT suchten und fanden wir nach langen Wanderungen über Verbindungsgänge, Straßen gleich, Läden links und rechts, durch Einkaufszentren, treppauf und treppab. Hier fahren regelmäßig Busse zum Kansei-Airport. Diese Möglichkeit nutzten wir auch bei unserer Abreise.
Auch den Ausgang zum «Riverwalk Dotombori» suchten wir und landeten an den Namba-Parks, an einem anderen Ausläufer des Labyrinths.
Am Nächsten Tag besuchten wir die Befestigungsanlagen des Osaka Castle. Viele Touristen hielten uns davon ab, das Innere zu besuchen. Die Bauten sind eine Rekonstruktion von 1931 in Stahlbeton und wurden 1997 aufwendig restauriert, ( wirkte wie «echt» und auch imposant). Die ursprüngliche Anlage datiert nach 1586 war damals die größte Burganlage des Landes. Vermutlich war aber bereits im 4. Jh. eine befestigte Residenz vorhanden. Die in späteren Zeiten erweitert wurde und im 16.Jh. von Toyotomi Hideyoshi, (Samurai), mit starken Befestungswerken versehen wurde. Wir erkundeten die Grünbereiche an den Wassergräben mit den riesigen wallartigen Mauern.
Abends beschlossen wir essen zu gehen und keine Instant-Nudelsuppe zu uns zu nehmen. Übrigens: In Osaka wurde die Instandnudelsuppe, Vorläufer der «Heißen Tasse» erfunden, um nicht zu sagen kreiert. In der Nähe unserer Unterkunft war Albrecht schon ein Lokal aufgefallen, das wir auch aufsuchten. Wir standen davor und betrachteten die ausgestellen fotogenen Gerichte auf laminierten Ausdrucken in DIN A4. Das Lokal war gut besucht und wir belegten einen noch freien Tisch. Freundlich wurde uns ein Infolatt übergeben. Reis konnte bei Bestellung eines Reisgerichtes in unbegrenzter Menge nachgeholt werden, aber: «Den Reis nicht mit Freunden teilen», die etwas anderes oder nichts bestellt hatten. Wir warteten. Niemand kam. Albrecht ging in Richtung Küche. Etwas später standen Albrecht und eine Angestellten vor einem Automaten neben dem Eingang. Bald darauf klingelte und leuchtete das gute Stück. Albrecht warf Geld ein und erhielt Bons. Mit einer Hälfte dieser Bons rückte die Servicekraft in die Küche ab und unser Abendessen war somit bestellt, was ein Glück. Wir holten auch einmal Reis nach.
Sonntags am Vormittag unternahmen wir auf einem Ausflugsschiff eine Fahrt in den Wasserstraßen der Stadt und wurden mit Alarm und japanischer Ansage konfrontiert. Alle blieben sitzen, wir auch. Die Fensterfläche neben mir wurde immer kleiner, das Glasdach wurde versenkt! Das Schiff fuhr unter einer alten Brücke durch, die das Glasdach ohne Versenkung gekappt hätte. Die Ansage sollte wahrscheinlich die Passagiere auffordern, sitzen zu bleiben.
Die Bay Area mit Tempozan Harbour Village, Riesenrad, Aquarium lockte am Sonntag viele Besucher an. Auch wir schlenderten entspannt und staunten über die vielen Aktivitäten, (z.B. Feuerschlucker). In einem Cafehaus (Vienna Style) mit ausgezeichneten Kuchenangeboten stärkten wir uns bevor wir mit der Linie «New Tram» (Nanko Port Town Line) in Richtung Namba fuhren.
Diese Linie fährt anfangs oben, wie auf Stelzen, und so hat man einen guten Ausblick auf Hafen und Stadt. Es war noch sehr heiß als wir abends an den Tosaboigawa River, nahe unserer Unterkunft, gingen, um den Abend zu genießen. Plötzlich einsetzender Regen trieb uns dann vorzeitig zurück.
Da unser Flugzeug am Montag den 10.9. erst kurz vor Mitternacht starten würde, hatten wir diesen Tag in unserer Unterkunft noch mitgebucht. Auf meinem Plan standen an diesem Tag noch der Riverwalk Dotombori und der Kuromon Ichiba Market. Der Riverwalk war frühmorgens nur von leeren Flaschen und Schlafenden bevölkert. Nachts mußte hier einiges abgehen, zu spät. Also weiter zu Fuß, «peschkom» , – ( -bin schon ganz durcheinander, ist ja russisch!). Der Kuromon Ichiba Market war ein Highlight für mich und ein Freudentanz für die Sinne und eine Suche nach Fugu, dem Kugelfisch…
Ein letztes Mal einpacken; die Rucksäcke hatten trotz ausgiebigem «Freigang» auf unserem Balkon den Eigengeruch nicht verloren. Ich habe Japan als Land mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen erlebt und es gäbe viele Gründe wiederzukommen. Der so ganz anderen Lebensart, verwurzelt in der Kultur, versuchte ich ein klitzekleines Stückchen näher zu kommen. Ich meine, es ist mir geglückt. Unser Flug startete dann doch nicht kurz vor Mitternacht, sondern erst nach Mitternacht zurück über Doha nach Frankfurt am Main.