Go east # Polen

Go east # Polen

Auf den Spuren vergangener Kulturen und Herrschaftsverhältnisse wurden wir, Albrecht und ich, in Krakau, Rzeszow, Lviv/lemberg und Bratislava/Preßburg fündig und erhielten überrraschende Einblicke in das heutige Leben, gewürzt mit dem Salz des Unbekannten. Mit Bussen und Zug waren wir unterwegs. Bei einem Tagesausflug, gemeinsam mit ukrainischen Teilnehmern, erlebten wir die ländliche Ukraine im Oblast Ivano- Frankivsk. Unsere Reiseerlebnisse in Polen, der Ukraine und Slowakei haben in drei Berichten ihren Platz gefunden.

Einige Links am Ende des Berichts…

Tage in Krakau

Die Fahrt mit dem Busunternehmen Sindbad haben wir, trotz schlechter Kritik, als angenehm empfunden. Nachts erreichten wir die polnische Grenze und mit einstündiger Verspätung, wegen mehrerer Baustellen, dann Gliwice. Der Anschlußbus wartete auf uns, damit hatten wir nicht mehr gerechnet. Mittags kamen wir in Krakau an und machten uns auf Taxisuche, was auch bald gelang. Der Taxifahrer wies uns sofort darauf hin, keine Euro anzunehmen. Erst als Albrecht Zlotys aus der Tasche zog war unser Handel perfekt. In Sichtweite des großzügigen und modernen Bahnhofes, der gleichzeitig auch Busbahnhof ist, fuhren wir in Richtung Kazimierz ab. Unser gebuchtes Hotel Astoria in der ul. Josefa lag inmitten dieses quirligen Ausgehviertels. Unser Zimmer war noch nicht bezugsfertig. Das Gepäck deponierten wir in der Rezeption und steckten unsere Nasen in unbekannte Gassen. Ohne Ziel schlenderten wir einige Male im Carree herum, die Beine dankten uns dies nach der langen Busfahrt. In der ul. Krakowska 20, sozusagen einmal um’s Eck, entdeckten wir Swiat Salatek und setzten uns an einen der beiden Tische. Frisch zubereitete Gerichte wurden angeboten. Wir stillten unseren Hunger und waren so begeistert, daß wir noch zweimal dort aßen. Um 15 Uhr konnten wir unser Zimmer beziehen, das nach hinten hinaus lag, was sich als gut herausstellen sollte.

Am nächsten Tag machten wir uns auf in Richtung Wawel, Burgberg, mit dem ehemaligen Königsschloss und der Kathedrale. Seit 1978 UNESCO Welterbe ebenso wie Krakaus Altstadt und das ehemals jüdische Viertel Kazimierz. Bei sommerlichen Temperaturen, das heißt angenommene 35°, kamen wir oben an. Freie Sicht auf die Wisla (Weichsel) und kühlere Luft versöhnten mich mit dem Aufstieg. Wir waren natürlich nicht alleine auf Besichtigungstour, aber die Anzahl der vereinzelten Gruppen hielt sich in Grenzen. Der Innenhof des einstigen Königsschlosses erinnerte mich an Italien.

Wir verließen den Wawelberg und machten uns auf in’s Zentrum des alten Krakaus, dem Rynek. Der wohl schönste Platz in Krakau wird von den basarähnlichen Tuchhallen dominiert. Der 100 Meter lange Bau in der Mitte des Platzes, früher Handelsplatz von Kaufleuten aller Herren Länder, ist heute Anziehungspunkt für Krakauer und Touristen. Darunter befindet sich ein Museum, das archeologische Ausgrabungen mit informativen Darstellungen in einem modernen Ausstellungskonzept darbietet; (Rynek underground).

Auf dem Weg zum Rynek wurde das Gedränge immer dichter, vorbei an Souvenirläden und Lokalen, um sich dann auf den riesigen Platz zu ergießen. Was für ein Treiben, meine Augen konnte sich nicht satt sehen. Wir peilten die nördliche Ecke an und gingen die ul. Slawkowska entlang. Im Haus Nummer 14 wollten wir ein Klezmerkonzert besuchen. Ein Info-Flyer in unserem Hotel hatte uns neugierig gemacht. Wir suchten im Treppenhaus, als eine Stimme von oben erklang und uns hinaufbat. Nach kurzem Zögern kauften wir zwei Tickets für die Nachmittagsvorstellung, die in knapp zwei Stunden beginnen sollte. Sitzplätze konnten wir auch gleich reservieren, ohne Mehrkosten, und eine Weinverkostung nach dem Konzert wurde angepriesen. Wir wollten in der Nähe noch etwas essen und fragten nach einem Lokal, was im nachhinein ein Fehler war. Der Sohn wurde gerufen, er sollte uns den Weg zum empfohlenen Restaurant zeigen, «ganz in der Nähe, sehr gute Küche… » Und los ging’s, vorne die Männer mit Riesenschritten, unser Guide mit vielleicht Schuhgröße 45, und ich hintendrein in meinen Siebenmeilenschuhen, was für ein Glück! Albrecht sah sich hin und wieder nach mir um, und ich versuchte die beiden nicht im Menschengewirr zu verlieren. Es ging quer über den Rynek (!), doch plötzlich stoppten die Männer und so konnte ich aufschließen. Offenbar war unserem «Stadtführer» nicht klar wo genau das Lokal lag und so fragte er einige junge Männer, die auf Sightseeing-Kundschaft warteten; Tourguides oder ähnliches, wer weiß. Nach kurzem Galopp kamen wir im Lokal an. Es lag idyllisch in einem der Innenhöfe nahe des Rynek. Wir bestellten Pelmeni. Sie wurden relativ schnell serviert und schmeckten nicht besonders. Den dazu gereichten Wein ließ ich dann auch zur Hälfte stehen, die Zeit drängte wir mußten ja wieder zurück und diesmal wollte ich das Tempo bestimmen.

In einem kleinen Saal, eher ein Salon für Kammermusik, liefen Ventilatoren leise vor sich hin. Das Publikum, sehr gemischt und überwiegend US-englisch sprechend, wartete auf die Darbietung. Für mich mit Gänsehautfeeling und auch Albrecht war begeistert. Absolut besuchenswert; (ein Link dazu am Ende des Berichtes). Die im Anschluß angekündigte Weinverkostung fiel aus, da die tropische Schwüle uns Besucher nach außen trieb. Unter den Arkaden am Rynek ließen wir uns lieber kühle Getränke servieren.

Nachts hörten wir, nur gedämpft, die Geräusche aus den Gassen, unser Zimmer lag glücklicherweise hinten raus. Nach dem Frühstück machten wir uns auf, um Fahrkarten für die Weiterreise mit dem Zug nach Rzeszow zu besorgen. Auf einer kühlen alternativen Wegstrecke, entlang der Wallanlagen und unter alten Bäumen, gelangten wir zum modernen Bahnhof. Shoppingcenter, Post und Lokale sowie den bereits bekannten Busbahnhof beherbergte der Komplex. Für den PKP Intercity kostete das Ticket für zwei Personen 58,80 Zloty, – für Senioren, wie wir, war das um 30% verbilligt. Das Shoppingcenter wirkte austauschbar und hätte in jeder anderen Stadt Europas stehen können.

Museum unter den Tuchhallen am Rynek

Der Rückweg führte uns wieder zum Rynek, wo wir das unterirdische Museum besuchten, das mit einer gelungenen, modernen Konzeption beeindruckte.

In Kazimierz

Den letzten Tag unseres Aufenthaltes in Krakau widmeten wir unserem Stadtvierte Kazimierz. Die Nacht war wieder etwas unruhig verlaufen, doch dank unseres Hinterzimmers waren die Laute von Nachtschwärmern erträglich und Musik nur leise zu hören. Am Tag besuchten wir die Alte Synagoge, die heute ein Museum ist, mit ihren interessanten Exponaten. Jugendgruppen mit und ohne Kippa fanden sich auf dem Vorplatz ein und verfolgten die Ausführungen ihrer Gruppenleitungen.

Uberall im Viertel waren unterschiedliche Gruppen unterwegs, kosmopolitische sozusagen, die von Guides mit Erklärungen versorgt wurden. Eine Gruppe Älterer stand mit einer hebräisch sprechenden ,ebenfalls höheren Alters, Frau vor einem Gebäude. Alle hörten ernst und aufmerksam zu und ich beobachtete sie einige Zeit. Zählten sie selbst einst zu Opfern, oder waren es Angehörige, die viel Leid erfahren mußten… Andernorts lärmten Jugendgruppen und abends war der Szeroka ebenso mit pulsierendem Leben erfüllt. Wir saßen in der Dämmerung noch vor dem Ariel und ließen die Tage ausklingen. Dieses Lokal war das erste, das sich zu jüdischer Küche bekannte und damit am Aufschwung des Viertels Anteil hatte. Steven Spielberg drehte hier den Film Schindlers Liste, seither ist der Platz auch Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt.

….und zum Schluß noch eine Geschichte….

Freundlich sieht der gehäkelte Waweldrache Smok Wawelski aus. In überlieferten Darstellungen soll es sich jeweils um ein blutrünstiges Ungeheuer gehandelt haben. Der spätere König und Stadtgründer Krak soll den unter dem Berg Wawel hausenden Drachen getötet haben. In diese leere Drachenwohnung (meine Meinung) muß zu späterer Zeit ein Drache eingezogen sein. Der tapfere Schuhmacherlehrling Dratewka hat dann diesen mit einer List besiegt. Dafür erhielt er dann die Tochter des Königs, Wanda, zur Frau….

Smok Wawelski

…und weiter nach Rzeszow

Rzeszow liegt an der Bahnstrecke von Krakau nach Lviv und so war unser Aufenthalt von drei Tagen mehr zufällig von uns geplant worden. Mit dem PKP Intercity kamen wir nach ungefähr zweistündiger Fahrt in Rzeszow Glowny an. Unser reserviertes Hotel lag praktischerweise direkt am Vorplatz des Bahnhofes. Nach dem Trubel in Krakau war es hier gefühlt polnischer, kaum bevölkert von Touristen und übersichtlich. Um uns mit Lebensmittel und Getränken einzudecken versuchten wir bei Jablusko in der Nähe des Hotels fündig zu werden. Der nächste Tag war ein Sonntag und wir wollten wissen ob an diesem Tag das Geschäft geöffnet hat. Mit Händen und Füßen versuchten wir den beiden Verkäuferinnen unser Anliegen zu verdeutlichen, ohne Erfolg. Erst als Albrecht seine Russischkenntnisse, gespeichert in seinem Kopf, hervorkramte und otkryt’zavtra aussprach, kam spontan da-da. Nun war uns klar, es wird offen sein. Alle Beteiligten waren nun zufrieden und wir verließen mit unseren Einkäufen den kleinen Supermarkt.

In den nächsten Tagen klapperten wir die Sehenswürdigkeiten laut Stadtplan ab. Die Hitze der letzten Tage hatte uns hierher begleitet. Im Schatten unter alten Bäumen legten wir eine längere Pause ein und sahen den Wasserfontänen des Multimediabrunnen zu, die ihr Programm tanzten. Kleine und Große erfreuten sich an dieser Darbietung. Nachts ziehen Veranstaltungen, unter anderem Lasershows, Besucher an. Die als Amphitheater angelegten Sitzmöglichkeiten laden zum Bleiben ein. Der Lobomirski- Palast diente in der Wende 17./18. Jh. als Sommerresidenz. Derzeit (2017) wird er renoviert und ist im Besitz der regionalen Ärztekammer.

In der Nähe, die Kastanienallee entlang (Aleja pod Kasztanami) hatten Jugenstilvillen mein Interesse geweckt und so schlenderten wir auch noch dort entlang.

Am Busbahnhof, der sehr groß aber auch ungepflegt aussah, suchten wir die Abfahrtsstelle unseres Busses nach Lviv. Wir wurden auf den Vorplatz des Bahnhofes verwiesen, konnten dort aber unter den verschiedenen Abfahrtstafeln auch nichts entdecken. Unser tschechischer LEO-Express sollte also hier irgendwo abfahren. Im Bahnhof erhielten wir nochmals die Auskunft, «ja, dieser Bus fährt am Vorpaltz ab». Nun gut, vor 5 Uhr morgens standen wir dann dort und tatsächlich kam der Bus des Anbieters, pünktlich, um uns als einzige abfahrende Passagiere einzusammeln. Wir starteten in Richtung Ukraine. Auf gut ausgebauter Straße erreichten wir die Grenze und ließen eine aufwendige Prozedur über uns ergehen, da Schengen. Nach einer langen Weile erhielten alle ihre Pässe wieder, versehen mit Einreisestempel, und es konnte weitergehen. Eine Besonderheit waren bei dieser Busfahrt die von uns gebuchten, sogenannten VIP-Sitze. Mehr Beinfreiheit, bessere Polsterung und aufmerksame Betreuung zeichneten sie aus, sehr angenehm. Leider fuhr LEO im Jahr 2020 Rzeszow nicht mehr an, doch andere Anbieter fahren mehrmals täglich nach Lviv.

Und weiter geht die Reise in die Ukraine https://www.weltenquerung.de/2019/12/21/go-east-ukraine/ und https://www.weltenquerung.de/go-east-slowakei

Einige Links zu diesem Bericht: Info zu Klezmerconcerten http://www.cracowconcerts.com und das Museum Rynek underground http://www.PODZIEMIARYNKU.com .

Zu Rzeszow die Seite http://www.rzeszow.pl und Youtube- Video Multimediabrunen

Aus vergangener Zeit…

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