Wo Greyhounds keine Hunde sind
Von Atlanta nach Dallas
Der Morgen war wieder regnerisch und Nebelschwaden zogen über die bewaldeten Hänge. Ron war überpünktlich, verstaute unser Gepäck und drängte zur Eile. Ein Hiker wollte spontan mit, doch der noch leere Platz war reserviert für einen Wanderer, den wir unterwegs noch abholen mußten. Türen zu und los. Wir saßen hinten. Der Beifahrer war ein ehemaliger Basketspieler mit entsprechender Körpergröße. Im Laufe der Fahrt erfuhren wir, daß er längere Zeit in Frankfurt am Main als Spieler verpflichtet war. Auch eine ukrainische Freundin habe er, so seine Erzählung. Ron steuerte sein geländegängiges Auto in Richtung Suches und dann irgendwann auf eine Art von Forststraße durch die Wälder. Der Nebel hing noch immer tief und ließ die Natur draußen gespenstisch erscheinen. Inzwischen hatte Ron die Unterhaltung mit allerlei Erzählungen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen mit Hikern, seiner Einstellung als Shuttleanbieter für diese und dem Leben allgemein….und so weiter. Irgendwo wartete bereits unser letzter Mitfahrer. Ich rückte hinten in die Mitte und ein Mann mittleren Alters in kurzer Hose stieg zu. Dabei berührte ich seine kalte, gerötete Haut und bot ihm meine Jacke an, die ich bereits ausgezogen hatte. Er lächelte ungläubig und wies mein Angebot zurück. Er lebe sonst in Alaska, meinte er entschuldigend. Ron schwelgte auf der Weiterfahrt in einer Aufzählung von Fahrerlizenzen und entsprechenden Touren. Wir anderen hörten zu, als Albrecht einwarf, er habe eine tank driver’s license (Panzerführerschein). Das war nun nicht mehr zu toppen. Alaska-man meinte, er habe noch nie jemanden getroffen mit einer solchen…. Ron versuchte sogleich die Überleitung zu den US-Rangers, die hier trainierten. So war er bald wieder Alleinunterhalter, was mich aber nicht störte und die Zeit so schneller vergehen ließ. Als die Wildnis hinter uns lag steuerten wir bald auf Atlanta zu. Alaska-man ließ sich zu seinem Hotel bringen, er wollte am nächsten Tag zurück in seine Heimat fliegen. Wir anderen stiegen an der Greyhoundstation in Atlanta aus. Thank’s Ron!
Nun waren wir früher als geplant bereit zur Rückfahrt. Ich besorgte die Tickets und wählte einen Bus nach Dallas, der am frühen Morgen ankommen würde, also mehr oder weniger eine Nachtfahrt auf der uns schon bekannten Strecke. So verbrachten wir noch einige Stunden hier im gut ausgestatteten Busbahnhof (Greyhound-Depot) mit vielen anderen Wartenden mitsamt Gepäck.
Die Sonne schien noch, als wir starteten. Auch Alabama durchquerten wir noch bei Tageslicht, erst in Mississippi war die Sonne untergegangen. In Meridian machte die Orientierung unserem Fahrer starke Schwierigkeiten. Als wir zum dritten Mal an ein und derselben Stelle vorbeikamen ging ein Passagier nach vorne. Er war ein Ortskundiger und lotste den Bus samt Inhalt dann zum gemeinsam genutzten Bahnhof für Züge und Busse. Der Fahrer bedankte sich überschwenglich, verständlich…Die restliche Fahrt durch die Nacht verlief ohne weitere Verirrungen und wir kamen am frühen Morgen fast pünktlich in Dallas an.
Die letzten Meilen unserer Reise fuhren wir mit dem TRE, einer Schnellbahnverbindung von Dallas nach Fort Worth, wo wir an der Haltestelle ITC (Intermodal Transportation Center) ausstiegen. Sie ist am alten Bahnhof, an dem ebenfalls AMTRAK, Greyhound, Touristinfo, Subway, ATM vertreten sind. Unsere Unterkunft erreichten wir zu Fuß.