Zwischen Hanoi und Singapore 1. Teil

Zwischen Hanoi und Singapore 1. Teil

Vietnam

Die Flugroute war auf Grund des Irakkonfliktes geändert worden und die Flughöhe betrug statt 10000m 12000m. Trotzdem erreichten wir unseren ersten Zwischenstopp in Doha fast pünktlich. Eine Überrraschung erwartete uns. Der Flughafen hatte sich stark verändert. Waren wir bei unserem ersten Aufenthalt 2012 noch von einem Bus am Flugfeld abgeholt worden, präsentierte er sich nun modern konzipiert und war in kürzester Zeit komplett erneuert worden. Wie hatten sie das nur geschafft…. In Bangkok, unserem zweiten Zwischenstopp, stiegen viele der Passagiere aus. Wir wollten weiter nach Hanoi, wo wir kurze Zeit später pünklich landeten. Die Taxifahrt vom Flughafen zu unserem Hotel verlief problemlos. Wegen des dichten Straßenverkehrs erschien uns das Überqueren der Straße am Hotel unüberwindlich. So standen wir mitsamt Gepäck zwischen einem Gewusel von Menschen am Straßenrand, das heißt: plötzlich stand ich allein neben den Koffern. Albrecht war von einer Frau und einem Mädchen in die Mitte genommen worden und so über die Straße gelangt. Ich stand weiterhin da und traute mich nicht…, wie auch mit Handgepäck und zwei Koffern. Wegen der motorisierten Meute erschien mir ein Schritt auf die Straße lebensgefährlich und ich blieb lieber am sicheren Straßenrand. Endlich erlöste mich ein Hotelangestellter. Er brachte mich heil hinüber in das Hotel. Wie sollte das alles noch werden.

Dreimal zwei Nächte in Hanoi

In den nächsten Tagen lernte ich das Über-die-Straße-gehen und tauchte ein in das unbändige Lebensgefühl der Vietnamesen. Wir erkundeten bis zu unserer Abreise nach Hoi An die nähere Umgebung des Hotels in dem wir uns gut aufgehoben und betreut fühlten. Zweimal um die Ecke lag der Hoa Kiem See mit dem Schildkrötenturm, Thap Rua. Nach kurzer Zeit hatte ich mich für ein Lokal am See entschieden und es sozusagen zum Lieblingsplatz erkoren. Die einladende Terrasse konnte täglich mit unserem Besuch rechnen. So blieb es auch bei unseren insgesamt zwei weiteren Aufenthalten in der Hauptstadt Vietnams. Zu unseren beiden Trips zuerst in den Süden (Hoi an und Hue) und später in den bergigen Norden (Sapa) nahmen wir «nur» kleines Gepäck mit. Das restliche «Baggage» blieb im Hotel zur Aufbewahrung, was ein Glück…

Vier Tage in Hoi An

Bahnfahrt von Hanoi nach Danang, eine Fahrt in die Nacht mit Ankunft um 10h30 am nächsten Tag und ohne organisierte Weiterfahrt nach Hoi An.

Gemeinsam einer Mutter und Tochter verbrachten wir die Nacht in unserem Abteil. Die Mutter war aus Birmingham/GB angereist, um mit ihrer in Los Angeles/USA lebenden Tochter gemeinsam den Urlaub zu verbringen. Sie stiegen in Hue aus und wir sollten sie später, zufällig, in Hoi An wiedersehen. In Danang machte ich mich zunächst auf die Suche nach einer Fahrmöglichkeit nach Hoi An. Taxianbieter drängten sich mir auf, doch ich wollte unser Reisebudget schonen und fand dann endlich einen «größeren» Kleinbus, der uns zu unserem Ziel bringen würde. Die vorhandene Lagerkapazität auf dem Busboden wurde konsequent ausgenutzt und so standen unsere Handkoffer, das große Gepäck hatten wir im Hanoi gelassen, inmitten von Kartons, Säcken und allen möglichen anderen Reiseutensilien. Die Fahrt war gewöhnungsbedürftig, der Bus schlecht gefedert, voll besetzt und sprunghaft in seiner Fortbewegung. Ob es an Fahrer oder der Straße lag war mir ziemlich egal, denn ich hatte zu tun, um auf dem Sitz zu bleiben. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange bis wir in Hoi An «landet-et-en». Ein kleiner Platz mit mehreren kleinen Läden an zwei Seiten, doch weit und breit kein Auto-Taxi zu sehen, das uns zu unserem Hotel bringen könnte. Notgedrungen heuerten wir zwei wartende Moped-Roller-Taxis an. Handkoffer vorne zwischen die Beine des Fahrers, ich hinten drauf mit Tagesrucksack, festhalten und los gings. Albrecht war mit seinem Transporteur schon außer Sicht. Nach kurzer Zeit erreichten wir so etwas wie das Zentrum , fuhren eine Straße entlang, wo mehrere Hotel zu sehen waren. Ich erkannte unser Hotel, dem Internet sei Dank, und versuchte meinen Fahrer zu einem Stopp zu veranlassen. «Stopp! Stopp!«, doch ich vernahm nur «no,no«. Wir hatten den beiden Fahrern unsere Reservierung des Hotels gezeigt und sie versicherten uns, zu wissen, wo dieses sei. Von Albrecht war nichts zu sehen und so brausten wir wir weiter in die falsche Richtung, als uns Albrecht «gesund» entgegenkam. Also drehten auch wir um und landeten schließlich vor dem Hotel, bei dem ich bereits anhalten wollte. Den beiden war die Irrfahrt unangenehm. Sie verlangten einen reduzierten Fahrpreis. Albrecht gab einen Geldbetrag, der ihm angemessen schien und sie akzeptierten. Das Hotel gefiel mir, modern und sauber, nahe der Altstadt und doch ruhig.

Vier Tage waren eingeplant, die wir mit Erlebnissen und auch einfach nur Genießen verbrachten. Ob es das Markttreiben und das Altstadtflair (ohne Touristenmassen) ganz frühmorgens (6h), der Radausflug an den Strand 4 km außerhalb, eine Bootstour oder das Schlendern am Hafen und natürlich der abendliche Restaurantbesuch waren, die Tage vergingen im Flug. Auch mit dem Wäschewaschen kam ich gut hinterher…

Die Tran-Familienkapelle ist seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Familie (13. Generation), die einst aus China einwanderte. Im Bild ein Vorfahr, der im kaiserlichen China die Stellung eines Mandarins innehatte. Viele persönliche Gegenstände ergänzen die Ausstattung der Andachtsstätte.


Die Altstadt von Hoi An gehört seit 1999 zum UNESCO Welterbe. Mich interessierte besonders die Mischung der Architekturstile. Sie sind einzigartig und vereinen Merkmale verschiedener kultureller Einflüsse. Vietnamesische Röhrenhäuser, chinesische Ziegeldächer, japanische Dachkonstruktion, französiche Fensterläden bilden eine wunderbare und interessante Komposition.

Die Weitereise mit dem Bus nach Hue hatten wir mit Hilfe einer unserer hilfsbereiten Hotelangestellten bereits organisiert und ich wollte noch etwas relaxen. Albrecht wollte eine «Sehenswürdigkeit», den Kazik Park, besuchen. Die Vorstellung und Erinnerung an japanische Parks ließen ihn dieses Ziel ansteuern. Er kam enttäuscht und durchgeschwitzt, (waren wir ja eigentlich immer nach Outdooraktivitäten) zurück. Die Statue eines Polen, Kazimier Kwiatkowski, stand in einem unansehnlichen kleinen Areal, am Sockel die Inschrift «Kazik». Wie ich später recherchierte war er ein polnischer Architekt und in gewisserweise Denkmalpfleger. Ihm ist der Erhalt und Restauration der Altstadt Hoi Ans, sowie My Son zu verdanken. Er lebte von 1944-1997 und starb in Hue, wo er sich zuletzt auch am Wiederaufbau der stark durch Bombenangriffe beschädigten Kaiserstadt betätigte. (Unten ist ein Bereich der Kaiserstadt in Hue zu sehen). Eine Verkäuferin an einem Stand nebenan, eine Toilettenfrau und eine Serviererin im Cafe gegenüber befragte Albrecht nach diesen ominösen Park, der im Stadtplan eingezeichnet war. Keine wußte was von einem Park… Am späten Nachmittag machten wir uns auf zu einer Fahrt mit einem der Touristenboote. Albrecht bestand auf ein bestimmtes Boot mit einer Kapitänin. Ich hatte nichts dagegen, Hauptsache auf’s Wasser. Wir tuckerten gemächlich hinaus und die angenehme Brise tat gut. In unserem «Lokal» dauerte es danach etwas länger mit der Bestellung, die Ahnen wurden mit Opfergaben am Altar zuerst versorgt.


Von einem Pick-up wurden wir am nächsten Morgen abgeholt und zur Busagentur gebracht. Der Bus startete gegen 7h30. Ein bunter Haufen, meist Asiaten und wir mittendrin, machte es sich im Bus bequem. Als Ersatz für den gebuchten Reisebus war wegen eines Schadens ein einfacher City-Bus gekommen, was bei einem spanisch sprechenden Paar lautstarken Ärger auslöste. Es war nicht zu ändern und ich war froh, als wir in Richtung Danang unterwegs waren, – diesmal im Bus und nicht im Moped-Taxi…. Danang war während des Vietnamkrieges die größte Nachschubbasis der USA und das Gebiet in Richtung Norden ein vom Bombenkrieg stark betroffener Teil Vietnams.

Zwei Tage in Hue

In Hue angekommen, organisierte ich ein Taxi, das uns zu unserem Hotel «Serene Palace» brachte. Albrecht meinte vorher, wir könnten das kurze Stück, auf der Karte, doch auch zu Fuß schaffen… Meine Argumente: verschwitzt mit Gepäck, große Hitze, fremde Stadt, waren schlagkräftig. Albrecht mußte dann im Hotel zugeben, daß wir in der verwinkelten, ungepflegten Gasse sicherlich nicht nach unserer Unterkunft «gesucht » hätten. Jaja, Hue ist auch kein Ponyhof! Das Hotel war in Ordnung, sauber und das Personal sehr freundlich. Wir suchten ein Lokal in der Nähe auf, das wir im Vorbeifahren gesehen hatten und stillten unseren Hunger. Ein deutsch sprechendes Paar saß am Nebentisch und vergaß, als sie aufbrachen, ihre teure Kamera. Albrecht lief ihnen mit dem Apparat nach. Mit Dank «überhäuft» kam er zurück; er ging ganz «gebückt». In der Zwischenzeit war sein Nudelgericht kalt geworden, was macht man nicht alles als netter Zeitgenosse. Nachts regnete es stark und morgens machten wir uns in der dampfenden Hitze auf in Richtung Zitadelle und der einst verbotenen Stadt der vietnamesischen Kaiser.

Am Fluß entlang erreichten wir eine der Brücken, die wir überquerten. Ein älterer Radfahrer, eigentlich ein Geher, transportierte auf seinem Gefährt elendslange Metallstangen, die ziemlich verrutscht waren und hinten am Boden schleiften. Ich wollte helfen, aber das erschien dem Mann peinlich. Wir hoben dann trotzdem an und so konnte er seine Last wieder befestigen. Mit Verbeugungen verabschiedeten wir uns voneinander. Als wir später zurücksahen, konnten wir das gleiche Maleur wieder erkennen, ein Jammer, wieder mußte er die widerspenstigen Stangen bändigen.


Das insgesamt 60 Hektar große Areal der ehemals Verbotenen Kaiserstadt bietet in der gesamten Anlage neben verschiedenen Palästen, Audienzhallen, Gärten, Teichanlagen auch noch zerbombte Bereiche. An vielen Stellen wurden Restaurationsarbeiten durchgeführt. Trotz vieler Besucher fanden wir auch stille Stellen, an denen wir den früheren kaiserlichen Einfluß und Lebensstil spüren konnten.

Nach drei Stunden war ich insgesamt erschöpft, vom Sehen und der Hitze, und so machten wir uns auf den Rückweg. Auf der Uferpromenade des Parfümflusses verspürte ich ein klein wenig, einen Hauch, von Wind. Unter den schattenspendenden alten Laubbäumen setzten wir uns in ein Ca phe. Albrecht genoß ein kühles Bier und ich löffelte mit Hingabe einen Eiscafe. Das Lokal mit seiner großen Freifläche war gut besucht und schien ein Treffpunkt für Bewohner und Gäste zu sein.

Unsere zweite Nacht in Hue war eigentlich nur eine halbe, da unser Zug nach Hanoi um 1h50 in Hue abfahren sollte. Ich hatte, wie meist, wieder einmal Reisefieber, ob alles klappen würde… Wir weckten um Mitternacht den Nachtportier und warteten mitsamt unserem Gepäck in der Lobby auf das georderte Taxi. Das kam schon eine halbe Stunde früher als bestellt und so waren wir kurz vor 1h bereits am Bahnhof angelangt. In einem schäbigen Warteraum warteten wir gemeinsam mit teils Schlafenden, ob Reisende oder Heimlose, war nicht zu erkennen. Ein Kiosk war vorhanden, aber geschlossen. Zehn Minuten vor Ankunft des Zuges kam ein alter Mann, ich dachte es wäre der Kioskbesitzer, und rief für uns Unverständliches in die Halle. Der Warteraum leerte sich und wir schlossen uns an, um auf den Bahnsteig zu gelangen. Die beleuchteten Anzeigen ermöglichten uns dann ohne Probleme, unseren Waggon zu finden. Jetzt sahen wir auch, daß der Bahnhof einen Dienstraum und uniformierte Angestellte hatte, die sich aber erst bei Abfahrt des Zuges zeigten. Bevor wir zu unseren Plätzen gelangten wurden unsere Fahrkarten kontrolliert, alles hatte seine Ordnung und der 14-stündigen Bahnfahrt, fast 700 km, stand nichts mehr im Wege.

Als der Tag anbrach drückte ich meine Nase am Fenster platt, aber irgendwann waren Auge und Nase müde. Wir wechselten die Sitzplätze und nun zogen an Albrecht Reisfelder, Entenfarmen, Dörfer, Fischerboote auf Teichen und Flüssen vorbei. Arbeiter auf den Feldern veranlaßten ihn zu einer Schlußfolgerung. Im Vietnamkrieg wurde deshalb vermutlich vernichtend schnell auf die Bevölkerung geschossen , da wegen der typischen Hüte, Hosen und Mundschutz der Vietkong, die Reisbauern, Frauen aus der Luft nicht zu unterscheiden waren. Im Zug gab es auch ein Angebot an Getränken und Süßigkeiten. Man konnte auch gegen Kauf eines Bons warmes Essen bekommen. Davon nahm ich Abstand, da ein schmuddeliger Suppen-Austeiler, mit dreckigem Küchentuch, ebensolcher Kelle und gelangweilter Körperhaltung bei mir kein Verlangen nach einer warmen Mahlzeit auslöste. Ich hatte den Eindruck, daß er eigentlich gar nichts verkaufen wollte….Um 15h40 kamen wir in Hanoi an

Nach Sapa

Im «unserem» Hotel wurden wir wieder freudig empfangen und erhielten ein anderes Zimmer. Ich suchte Schmutzwäsche zusammen, um sie abzugeben, da hatte sich einiges angesammelt. Bis zu unserer Tour nach Sapa waren noch zwei Nächte in Hanoi geplant. Nach ausgiebiger Dusche und hungrig besuchten wir das Restaurant nebenan, wo wir wiedererkannt und daher entsprechend begrüßt wurden. Mit einem Glas Wein, nach einem vorzüglichen Essen, beschlossen wir diesen Tag. Nachts war wolkenbruchartiger Regen zu hören.

Auch am Morgen war der Himmel grau in grau. Ein guter Tag für den Besuch des Wasserpuppentheaters. Wir holten uns Eintrittskarten für die Nachmittagsvorstellung.

Solche Puppen gibt’s nach der Vorstellung zu kaufen !

Das Wetter hielt und wir machten uns auf ins Französische Viertel, wo es etliche Kolonialbauten zu sehen gab. Hervorzuheben sind die Bauten des legendären Sofitel Legend Metropole Hotel und der Oper. Auf dem Rückweg holte uns ein Regenguß von der Straße. Wir suchten gemeinsam mit vielen anderen Schutz an einer Bank. Alle waren durchnäßt, doch der Regen ließ nicht nach und allmählich wurde es kühl und dann kalt. Vorbeikommende Taxis wurden gleich gekapert und so versuchte auch ich, – immer meine Aufgabe, eines für uns zu ergattern. Der zweite Versuch gelang. Das Aushandeln des Fahrpreises war eher unbefriedigend als wir schon losfuhren. Der Taximeter lief und ich war etwas beruhigt. Vor unserem Hotel, Albrecht stieg schon aus , gab ich dem Fahrer den angezeigten Betrag, doch das war ihm nicht genug. Er hängte hinten noch eine Null an. Ich hielt weiterhin das vorbereitete Geld nach vorne. Mein nonverbales Verhalten sowie Worte, wie no, police…bewogen den Fahrer nach einigen Minuten doch nach dem Geld zu greifen. Die Taxifahrt war meiner Meinung noch immer überteuert, aber was soll’s. Ich hatte ja auch Vergleiche mit anderen Taxifahrten.

Nach der zweiten Nacht und einem langen Tag ging es endlich mit dem Nachtzug Sapaly-Express los in Richtung Sapa. Das Viererabteil bezogen wir gemeinsam mit einem spanisch sprechenden Paar. Die Nacht verlief ruhig. Das Schaukeln und Stampfen des Zuges war unaufdringlich, gleichmäßig und störte nicht.

Mit Verspätung kamen wir am Bahnhof in Lao Cai an. Von dort sind es nur an die zwei Kilometer bis zur chinesischen Grenze. Unser Zug endete dort und leerte sich. Ein junger Mann hielt ein Schild mit unserem Namen hoch, wir stellten uns vor und folgten ihm durch die Menge. In einem Kleinbus wartete bereits ein Fahrer auf uns. Unser Guide, für die nächsten zwei Tage, gehörte zur Volksgruppe der Schwarzen Hmongs und sprach gut englisch. Sapa liegt ungefähr eine Autostunde von Lao Cai entfernt in den Bergen. Auf der gut ausgebauten Straße ging es in mäßigem Tempo stetig aufwärts. Terrassenfelder, Wälder, vereinzelte Gehöfte wechselten sich ab. Menschen waren zu Fuß oder motorisiert unterwegs und zwangen unseren Fahrer das Tempo noch weiter zu drosseln. Kurz vor Sapa ermöglichte die Straßenführung einen Blick in das Hochtal mit seinen vielen kleinen Dörfern und Feldern. Vor dem Hotel besprachen wir noch unser heutiges Programm. Eine kleine Tour sollte zu den Dörfern der einheimischen Volksgruppe führen mit Besichtigung des dort gefertigten Kunsthandwerks und ihrer Lebenswirklichkeit. Eine längere Pause war uns gegönnt, die wir in unserem Zimmer mit Dusche auch nutzten. Anschließend schlenderten wir noch kurz durch den Ort. Es war ein heißer Tag, die Sonne schien und ließ die erntereifen Reisfelder golden erstrahlen. In Sapa herrscht oft tagelanger Nebel, der die Sicht stark einschränkt. So gesehen hatten wir mit dem Wetter Glück bei unserem Aufenthalt, aber auch mit der bevorstehenden Reisernte. Eine Woche später hätten wir nur abgeerntete Reisfelder sehen können… Der Ort selbst ist bereits stark touristisch geprägt mit allerlei Schnick-Schnack was angeblich Touristen so wollen und brauchen…

Junge Sapatouristin

Das angenehme Klima und die Schönheit der Bergwelt sprachen sich bereits um 1900 bis nach Hanoi herum. Franzosen verwandelten den Ort zu einem Luxusziel mit Villen, Hotels und Tennisplätzen. Die Zeit der Kriege unterbrach diesen Aufschwung, doch seit 1990 erlebt der Ort wieder einen Aufschwung und gewinnt die frühere Bedeutung wieder zurück. Auf Trekkingtouren oder auch nur einfachen Wanderungen ist die Einzigartigkeit erlebbar. Die beiden Touren mit unserem gebuchten Guide ermöglichten auch uns diese Erfahrung und obendrauf gab es noch jede Menge an Informationen und Geschichten.


Unser Guide berichtete von den «Übergriffen» aus China wegen des dortigen Frauenmangels. Hmongfrauen wurden und werden verschleppt oder mit lukrativen Angeboten ins Nachbarland gelockt, wo sie dann quasi schon zugeteilt und «verheiratet» sind. Er war persönlich betroffen. Seine Schwester konnte fliehen und zu ihrer Familie zurückkehren. (Link am Ende des Berichtes.)


Die Geschichte der Hmongs wird überwiegend aus Mythen und mündlicher Überlieferung abgeleitet. Vermutlich stammen sie aus Chinas Süden. Während der Indochinakriege (1946-1975) wurden aus der Volksgruppe der Hmongs immer wieder Söldner rekrutiert. Sowohl unter französischen Offizieren als auch später, «Secret War», unter dem Kommando der Amerikaner kämpften sie gegen Pathet Lao und den Vietcong mit erheblichen Verlusten. (Zum Nachlesen ein Link am Ende des Berichtes...)

Nach der Halbtagestour an unserem Ankunftstag waren wir froh, wieder im Hotel zu sein, besonders ich: einfach kaputt. Wir mußten im Foyer essen, da im Restaurant ein Gala-Diner für eine Firma stattfand mit jungen Leuten, Musik und Gelächter. Der Manager entschuldigte sich dafür. Faszinierend war jedoch ein anderes Geschehen. Eine Frau, vermutlich die Hotelbesitzerin (?), entspannte sich auf einem Sofa im Foyer und lagerte ihre Füße zwecks Pediküre auf der Armlehne. Wir verzogen uns bald auf unser Zimmer und saßen noch einige Zeit auf dem Balkon mit Rundumsicht. Ab 22h war Ruhe im Hotel und ich holte «Schlaf nach»… Morgen war die lange Tagestour geplant und abends die Rückreise mit dem Zug, also auch «vorschlafen»….


Unsere Tagestour von 9h bis 15h war eine traumhafte Wanderung durch Wald, Bambushaine, vorbei an Reisterrassen, wo die Ernte schon im Gange war, Gehöften, Wasserbüffel und immer wieder auch Kontakte mit Einheimischen. Hier im Norden konnte im Gegensatz zu Südvietnam nur einmal im Jahr geerntet werden. Der Reis ist nur für den Eigenbedarf gedacht. Gegen Mittag besuchten wir ein Hmong-Restaurant, wo wir uns stärkten. Auch andere Wanderer machten hier Rast. Dann ging es die Pfade weiter bergauf und bergab. Die Hitze machte mir schon etwas zu schaffen, doch wir erreichten nach ca. 12 km unser Ziel, wo unser Fahrer bereits wartete.

Im Hotel lagerte unser Gepäck ja bereits in der Rezeption. Praktischerweise konnten wir die im Souterrain liegenden Duschräume benutzen. Frisch, sauber und in Reiseklamotten bestiegen wir den Kleinbus, der uns zum Bahnhof in Lao Cai bringen sollte. Beinahe hätten wir eine Unfallstelle auf der Strecke nicht passieren können, ich glaube, das wäre 10 Minuten später auch geschehen. Auf dem bergigen Abschnitt war ein Reisebus mit einem PKW kollidiert und den Abhang hinuntergestürzt. In Hanoi lasen wir später darüber einen Bericht in der Zeitung. Es hatte 16 Tote gegeben. Um 20h20 saßen wir dann wohlbehalten gemeinsam mit einem Paar aus Costa Rica im Zugabteil und fuhren los.

(M)ein Nachtzugalptraum, – leider kein Traum, sondern wirklich geschehen. Nach kurzer Fahrt vermeinte ich, und meine Mitreisenden auch, in einem unendlichen Eisenwerk zu reisen. Amboßartige Schläge erklangen aus dem Untergrund und das hörte nicht auf. Der Costa-Ricaner flippte fast aus, versuchte die Notfallhotline zu erreichen, drangsalierte das Personal, das nur mit den Schultern zuckte… es konnte keine Abhilfe geschaffen werden. Irgendwann packte ich mein Bettzeug und begab mich ans andere Ende des Waggons in eine kleine unbenutzte Ecke, keine Toilette in der Nähe nur eine Art Kiosk gegenüber. Dort lag auf den ungefähr 2qm bereits der Verkäufer und schien zu schlafen. Ich zog meine Beine an und suchte eine halbwegs bequeme Position. So dämmerte ich dahin, aber wenigstens der Höllenlärm war hier nicht zu vernehmen. Vom Personal wurde ich geduldet, sie brachten mir sogar noch eine Decke als zusätzliche Unterlage. Irgendwann, es wurde schon hell, ging ich zurück in das Abteil. Der Zug fuhr noch immer in einem Eisenwerk… Albrecht berichtete, auch geschlafen zu haben, Beweis: zwei Träume. Unser Mann aus Costa-Rica war ungläubig, er hatte auch geschlafen… Eine SMS von der Eisenbahngesellschaft war eingetroffen, mit der Mitteilung Irgendetwas am Waggon sei nicht richtig befestigt gewesen und hätte so schnell nicht repariert werden können. Mit 1 1/2 Stunden Verspätung trafen wir in Hanoi ein.

Um 10h30 konnten wir in unserem Hotel bereits netterweise unser Zimmer beziehen. Ich machte nur das Notwendigste, – Schmutzwäsche abgeben!!!, duschen, schlafen… Albrecht machte einen Rundgang in der Stadt. Er wollte einen Strand, Hafen suchen…? War wohl nichts, er kam bald zurück und gab nun auch Ruhe. Die nächsten beiden Nächte im Hotel bis zu unserem Abflug nach Phnom Penh waren einfach nur traumhaft ruhig. An dem Tag dazwischen besuchten wir noch den Dong Xuan Market im Old Quarter. In einem unglaublichen, bunten Geschiebe waren wir unterwegs. Über den Gassen spannten sich Stromleitungen wie Netze über Fischteiche. Aufgereiht standen einige Rikschas hintereinander und konnten nicht weiterfahren. Es stank nach Abgasen der Mopeds und auch andere Gerüche lagerten sich darüber. In den Rikschas saßen Touristen, gottergeben. Das sollte wohl eine Sightseeingtour sein. Mir erschien es eher als eine Strafe. Auf dem Rückweg zum Hotel besorgten wir uns in einem Schreibwarenladen einen Kugelschreiber. Der Sohn des Besitzers bediente uns und sprach gut Deutsch. Er hatte lange in Dessau gelebt. In einem anderen Geschäft kauften wir uns noch eine Flasche vietnamesischen Wein aus dem Anbaugebiet um Dalat. So hieß auch der Wein. Ich beschäftigte mich anschließend mit Kofferpacken. Diesmal mußte alles auf die Weiterreise nach Kambodscha mit. Albrecht stiefelte nochmals los und wollte den Lenin-Park besichtigen. Wieder ein Reinfall! Der Park war geschlossen und auch drumherum nicht Sehenswertes. Nach dem Abendessen, diesmal in einem anderen Lokal an der Riesenkreuzung am See, kamen wir wieder einmal sehr naß im Hotel an. Es schüttete!

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