Zikaden im Olivenhain
Kardamili – Peloponnes
1996, also schon vor einiger Zeit, war Kardamili noch ein kleines Städtchen am Meer. Schon die Aussicht auf Wanderungen am Peloponnes und auch ein Aufspüren mythologischer Stätten von «Zeusens Sippschaft«, hatte den Ausschlag für die Wahl gegeben. Die Anreise über Kalamatas Flughafen dauerte eine ganze Weile und als wir, Albrecht und ich, dann endlich unsere Bleibe erreichten, ließ sich mein flauer Magen wieder beruhigen. Im Nachhinein überlegte ich, ob ich bei dieser Autofahrt entlang der Küste seekrank geworden war und ob dies überhaupt möglich sei…
Hinter unserer Unterkunft führte eine schmale Schotterstraße hinauf nach Alt-Kardamili. Während unten Betriebsamkeit herrschte erwartete uns in diesem alten Ortsteil Beschaulichkeit mit Meerblick. Unterwegs, vorbei an einem Grabstein mit den Namen von Pollux und Castor nahm uns dann der Hauptort mit den kleinen Läden, Cafes und Lokalen wieder auf. Es war gerade Fußball-Europameisterschaft und aus den offenen Türen und Fenstern drang die entsprechende Geräuschkulisse auf die Straße.
Mit unseren griechischen Gastgebern, einem älteren Ehepaar, war trotz sprachlicher Schwierigkeiten ein entspanntes Miteinander entstanden. Albrecht wurde zwecks «Fußballübertragung» auch vom Hausherrn nach unten in die Privatwohnung eingeladen. In diesem Zusammenhang wurde er gebeten, einem Verwandten in Olympia doch Wassermelonen auf unserer bevorstehenden Fahrt nach Sparta vorbeizubringen. Das klappte dann doch nicht, da wir eine andere Strecke fahren wollten. Alles gut.
Wanderer kommst du nach Sparta
Hinter diesem Ausspruch verbirgt sich die Schlacht auf den Thermophylen 480 v. Christus. Spartaner leisteten im Kampf gegen den Einfall der Perser erbitterten Widerstand, starben den Opfertod und erfüllten so ihren Auftrag. Friedrich Schiller ließ in «Der Spaziergang», (1795) den Mythos aufleben. Der erwähnte Wanderer sollte über diese Heldentaten in Sparta berichten, so ihn sein Weg dorthin führte.
In unserem «teuren» Reiseführer war der Tagesausflug nach Sparta («Richtig Wandern» – Nr 34 ) ausführlichst beschrieben mit dem Hinweis, daß der Fluß Evrótas im Sommer ausgetrocknet sei… Unser Ziel war das Kloster Moni Agio Tessarakonta, und die Tourbeschreibung führte von einem zum anderen Ufer des Flußes. Nach kurzer Parkplatzsuche in Sparta und durch mehrere Gassen gelangten wir ans Ufer. Es war unglaublich, aber der Evrótas führte Wasser. In Sichtweite sahen wir etliche Frauen mit Kindern, die sich lautstark unterhielten und Wäsche im Fluß wuschen. Etwas abseits waren fahrbare Behausungen zu sehen. Wir gingen flußabwärts und der Wasserstand wurde zunehmend höher. Zu guter Letzt wateten wir im knietiefen Wasser durch das sandige Bachbett und mußten am anderen Ufer noch einen dichbewachsenen Gras- und Buschstreifen queren.
Spärliche Wegbeschreibungen unterwegs erforderten kriminalistischen Spürsinn. Die Wege wurden immer unwegsamer und die Mittagshitze tat ein Übriges. Ich streikte wie ein störrisches Pferd und setzte mich unter einen Olivenbaum. Albrecht wollte noch den nicht vorhandenen Weg weitergehen, um an die Autostraße zu kommen, die «angeblich» zum Kloster führen sollte… Er kam bald unverrichteter Dinge wieder zurück.
Also wieder zurück ! Die Waterei durch den Fluß blieb uns erspart, da wir eine Abzweigung, eine Straße ! und eine Brücke nach Sparta fanden. Das Kloster erreichten wir dann per Auto, – einen Hinweis zu unserem Wanderweg konnten wir nicht finden. (Foto unten: am Ziel)
Unserere Rückfahrt führte über Gythion, einer Stadt in der östlichen Mani. Am Hafen hingen, statt Netzen oder sonstigen Fischereiutensilien, Tintenfische auf einer Leine.
Schon Paris fand diesen Platz so reizvoll, daß er hier einige Tage mit Helena verbrachte. Für die spartanische Flotte war die Hafenstadt einst wichtiger Stützpunkt für diverse kriegerische Unternehmungen.
Die Mani mit ihren trutzburgartigen Wehrhäusern war die Heimat verfeindeter Sippen. Eine andere Tour führte uns einige Tage später auch dorthin.
Nach diesem langen Tag besuchten wir unser Lieblingslokal Lela’s am Meer; (Link im Anhang). Der massiv von Flöhen geplagte Haushund erwartete uns bereits. Griechischer Wein nach der vorzüglichen Moussaka tat seine Wirkung. Den kurzen Anstieg zu unserer Ferienwohnung schlich ich ziemlich müde hoch und später begleitete mich das Konzert der Zikaden in den Schlaf.
Lela’s
Eine Tagestour führte uns über Vathia nach Monemvasia in die äußere Mani.
Vathia
Bis 1464 war das wehrhafte Monemvasia byzantinisch, später herrschten im Wechsel Venezianer, ein Papst oder auch Türken. Im Jahr 1821 eroberten Manioten die festungsartige Stadt.
Ein Damm ist der einzige Zugang vom Festland aus. Die Straße führt einen sanften Abhang entlang bis zur landabgewandten Seite. Ist man durch das einzige Tor hindurchgegangen, das gerade zu Fuß oder mit Esel passierbar ist, (no Taxi!), dann fängt der Zauber an…, (dazu ein Video am Ende).
Monemvasia
Eine Tagestour zum Kap Tainaron
Unser geliehener «Panda» machte nicht schlapp, und so kamen wir, trotz holpriger Straßen, ans Kap Tainaron. Am südlichsten Punkt Europas und sogleich in der äußeren Mani liegt der Legende nach am Kap ein Eingang zum Hades der alten Griechen. Ein Ende der Welt, sozusagen, einsam, karg und kaum bevölkert. Dort trafen wir damals (1996) weder Griechen noch Touristen an. In einer unscheinbaren Hafenbucht, Porto Kagio, ankerten einige Segelboote.
Die Türe zu dieser kleinen Kirche war für Albrecht ein Problem; er sah einen»Sternentanz», nachdem sein Kopf mit voller Wucht gegen die Mauer prallte…
Alles gut ausgegangen….
Auch die Taygetos Berge waren ein lohnendes Wanderziel. Das ausgetrocknete Flußbett der Vi(y)ros-Schlucht mit riesigen vom Wasser abgeschliffenen Steinblöcken bewältigten wir nur, sozusagen, flußabwärts. Der Weg nach Alt-Kardamili war oftmals unser Abendspaziergang. Das Meer lud uns auch ein und besonders der Strand in der nächstgelegenen Ortschaft Stoupa war unser Favorit. Wenn sich in den Jahren seither auch viel verändert hat, sind auf Videos im Anhang die Schönheiten dieser urwüchsigen Landschaft noch immer beeindruckend, – für Reisende, die solche Landschaften suchen…