Zwischen Hanoi und Singapore 2.Teil

Zwischen Hanoi und Singapore 2.Teil

Kota Bharu

Nach einem ruhigen Flug von Phnom Penh nach Kuala Lumpur verbrachten wir vier Stunden im Transit. Der Weiterflug nach Kota Bharu entschädigte mich mit Wolkenfeldern in vielen Farbtönen bei guter Sicht.

Die Tropennacht war schon hereingebrochen, als wir durch den Zoll in Kota Bharu mußten. Albrecht hatte noch «etwas» Schutzwäsche aus Kambodscha mitgenommen und in einem blick-und geruchsdichten Sack verpackt. Ich konnte ohne Beanstandung einreisen. Albrecht war im Gespräch mit zwei Zollbeamten, die auf diesen, für sie ominösen Sack, deuteten. Schlußendlich leerte Albrecht unsere Schmutzwäsche aus, verteilte sie auf dem Pult. Die Zöllner reagierten mit verlegenem Erstaunen. Nach deren vielsagender Handbewegung, die bedeutete, den Inhalt des Sackes wieder veschwinden zu lassen, waren für ihn die Zollformalitäten dann auch erledigt. Die Schmutzwäsche war schnell verstaut und wir charterten ein Taxi, das uns zum Hotel brachte. Kota Bharu ist die Hauptstadt der Provinz Kelantan, im Nordosten von Malaysia. Im Gegensatz zum liberaleren Westen sind hier der muslimische Glaube und seine Ausübung allgegenwärtig. Auch in unserem Hotel waren die weiblichen Rezeptionistinnen entsprechend gekleidet. In der Lobby war es kalt, eiskalt sozusagen. Unser Zimmer, auch das Bad, waren sauber, das Fenster schmal, hochoben unter der Zimmerdecke, daher kaum errreichbar , – wir waren nach diesem langen Tag froh am Ziel zu sein. An der Zimmerdecke befand sich ein grüner Pfeil mit der Aufschrift «KIBLAT». Dieser Pfeil zeigt in Richtung Mekka und ermöglicht den gläubigen Muslimen bei ihrem Gebieten die richtige Position einzunehmen.

Am nächsten Tag machte sich Albrecht, trotz Halskratzen und Husten, auf, um Geld zu wechseln und ein Reisebüro zu finden. Ich machte mich wieder daran, die angefallene «Schmutzwäsche» abzugeben. Es war schier unglaublich, wie rasant dieser Berg innerhalb von Tagen anwuchs. Albrecht kam unverrichteter Dinge wieder zurück. Er hatte sich an der Rezeption auf dem Stadtplan die entsprechenden Banken einzeichnen lassen…, wurde jedoch nicht fündig. Die Straßen waren schlecht gekennzeichnet und überhaupt: er fand weder Bank noch Reiseagentur. Dafür war sein Husten hartnäckiger geworden. Nach einer längeren Ruhepause nahmen wir ein Taxi, um zu einer Maybank-Filiale zu kommen. Der Fahrer wußte den Weg und brachte uns nach kurzer Zeit an’s Ziel. Die Bank war ganz woanders, als auf dem Plan eingezeichnet…. Nun egal, – sie entpuppte sich auch als Wechselstube. Zwei Posten mit Gewehr sicherten den Zugang und befanden sich in einem angeregten Gespräch. Aus US$ wurden Ringitt, mit denen wir anschließend in einem Supermarkt einkauften. Specimen

Mit dem Fahrer, er wurde nun schon unser Taxifahrer, hatten wir für den Nachmittag noch einen Termin ausgemacht. Er sollte uns zum Bahnhof bringen. Dort wollte ich Fahrkarten für den Jungle-Zug, d.h. für den langsamen Postzug, der tagsüber fährt, in Richtung Kuala Lipis /Jerantut besorgen. Die Ernüchterung erfolgte am Schalter des freundlichen Bahnbeamten. Alles ausgebucht, auch für den Nachtexpress war nichts mehr zu bekommen. Ferienzeit, Urlaubszeit! Unser Taxifahrer brachte uns anschließend zum Busbahnhof und war uns bei der Besorgung der Tickets behilflich. Nun gut, nicht wie geplant würden wir Jerantut erreichen, sondern mit dem Bus. Dort wollten wir mit einem örtlichen Anbieter eine Dschungeltour unternehmen, die aber noch nicht gebucht war. Mit unserem nun schon vertrauten und zuverlässigen Fahrer machten wir noch einen Termin für die Abreise aus. Er sollte uns zwei Tage später zum Busbahnhof bringen. Nach diesen organisatorischen Tätigkeiten suchten wir am Fluß ein Lokal. Im Hotel Ridel wirkte das dazugehörige Restaurant einladend und es sollte «mein Stammlokal» für die nächsten Tage werden. Das Lokal war halal, also es gab auch kein Bier. Erst am nächsten Tag wurde uns bewußt, daß nur Chinesen, ob Lokal oder Geschäft, Alkohol anbieten dürfen.


Auf dem Weg zurück zurück zum Hotel verfolgte ich mit meiner Kamera einen Waran, bis er ( so Albrecht) «entnervt» unter einem schwimmenden «Haus» verschwand. Bindenwarane wurden gejagt und das Leder für Taschen und ähnliches verwendet.

Bindenwaran im Sungai Kelantan

Im Unterschied zur eiskalten Lobby war das Restaurant mit Frühstücksbuffet am Dach des Hotels angenehm temperiert. Das Angebot war sehr vielfältig. Gestärkt starteten wir in den Tag. Sightseeing in Kota-Bharu ist eine Angelegenheit von wenigen Stunden. Highlight ist der farbenprächtige und geruchsintensive Pasar Besar Siti Khadijah.

Im Hotel hatten wir Adressen von Touranbietern erfragt. Einen davon fanden wir auch an der angegebenen Adresse. Eine Bootstour auf dem Fluß und Besichtigung eines Dorfes waren im Angebot. Wir buchten. Irritiert war ich vom ständigen und aufdringlichen Vogelgesang, der überall in der Stadt zu hören war. Als wir die Einfluglöcher an Häusern sahen, wurde uns klar, daß dieses Gezwitscher (lt. Albrecht nur von Schwalben) aus Lautsprechern Brutpaare anlocken sollte, um irgendwann, irgendwas «ernten» zu können… ? Aber was? Auf diese Fragen fanden wir keine Antworten. Albrecht suchte an diesem Tag noch einen Friseur auf, das heißt eine Friseurin. In ihren Salon gelangte er über eine schäbige Treppe, wo erst nach heftigen Rütteln an der Türe, geöffnet wurde. Nach kurzer Zeit kam er zurück. An Haarschnitt und Preis gab’s nichts zu meckern.

Offensichtlich aus Solidarität mit Albrechts Erkältung traten auch bei mir Symptome auf, besonders meine «laufende Nase» machte mir zu schaffen. Wir überdachten unsere Reiseplanung und ich machte mich im kleinen Hotelbüro an den Gäste-PC, um das Notwendige umzubuchen. Für die Dschungeltour hatten wir zwei Nächte eingeplant, jedoch nichts reserviert. So buchte ich für diese zwei vacanten Nächte ein Hotel in Kuala-Lumpur und klaute von dem Melakaaufenthalt auch noch eine dazu, also drei Nächte in KL. In unserem gesundheitlich angeschlagenen Zustand verzichteten wir auf die Dschungeltour, leider. Ich hatte mich umsonst vorher schlau gemacht, speziell bezüglich der Blutegel. Baygon, Bayrepel, Blutegelsocken, Tabak und Salz: das waren einige meiner Informationen zur Abwehr. Der Tipp eines Mannes, der es wissen mußte, war dann doch etwas stark, wenngleich auch nicht ganz ernst gemeint. «Vermeide das Sitzen im Dschungel, besonders wenn du Hämorrhoiden hast…«.

Am Tag vor unserer letzten Nacht machten wir die gebuchte Halbtagestour. Die Ablegestelle des Bootes mit Außenborder lag flußabwärts außerhalb der Stadt. Unser Bootsführer war alleine mit uns unterwegs und legte nach kurzer Fahrt auf der anderen Flußseite im Dorf, Kampong Laut, an. Er stammte von dort. Eine zwanglose Führung ermöglichte uns auch Einblick in eine Küche mit Verkostung. Diese scharf-würzigen Spezialitäten wurden für den Markt in Kota Bharu zubereitet. Das Dorf ist auch bekannt für die Herstellung von Marionetten. Die folgende Bootsfahrt führte weiter flußaufwärts bis in das Zentrum von Kota Bharu. Albrecht übernahm eine kleine Weile das Steuer unter Beachtung von Treibholz… Mir war das nicht geheuer.

Zum Abschluß gab’s noch ABC-Eis. Warum das so hieß erschloß sich mir nicht. In ausgehöhlten Kokosnüssen befand sich eine undefinierbare, kühle Flüssigkeit und obenauf Speiseeis. Ich verweigerte dieses Angebot und erzählte was von «bad stomage» und meiner Erkältung. Letzteres war nicht gelogen. Albrecht nuckelte tapfer an seinem Trinkhalm, der immer wieder von geleeartigen Klumpen verstopft wurde.

Am nächsten Tag wurden wir von unserem verlässlichen Taxifahrer zum Busbahnhof gebracht und warteten mit einer kleinen Gruppe auf den Start in Richtung Jerantut.

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