Zwischen Hanoi und Singapore 2.Teil
Was? Wo? Jerantut
Der Bus kam und insgesamt 10 Passagiere konnten bequem auf den Sitzen Platz nehmen. Acht Stunden Fahrzeit lagen vor uns. Der junge Busfahrer setzte sich ans Steuer. Er war mir durch seinen «cowboyartigen» Gang aufgefallen und stieg sogleich mächtig in die «Eisen», als hätte er keinen Bus sondern einen Sportwagen als Gefährt. Vermutlich wollte er einen neuen Streckenrekord aufstellen, auch sang er lautstark zu Radiomusik. An Palm- und Gummibaumplantagen, an Feldern und kleinen Dörfern fuhren wir vorbei. Mittags hielten wir an einem größeren Rastplatz mit Tankstelle und Restaurant. Beim Aussteigen stupste mich Albrecht und zeigte auf die Schuhe des Fahrers. Nun war die Ursache seines Fahrstils klar ersichtlich. Er trug rote Schuhe mit dem Ferrari-Logo…
Die Weiterfahrt verlief eintönig. Die Sicht auf abgeholzte Areale ließ zwei Vermutungen zu. Entweder hatte eine alte Plantage weichen müssen oder Dschungel war der Kettensäge zum Opfer gefallen. Viele mit Riesenholzstämmen beladene Lkw’s schienen Letzteres zu bestätigen.
Gegen 15h30 erreichten wir den alten Busbahnhof im Zentrum von Jerantut. Das Hotel lag praktischerweise gleich nebenan. Im ersten Stock befand sich so etwas wie eine Rezeption. Wir bezogen unser Zimmer im 2. Stock am Ende des Flures neben dem Notausgang, dessen Tür verschlossen war. Das Zimmer war einfach möbliert und schien auf den ersten Blick sauber. Ein Fenster ließ sich nicht zur Gänze schließen. Die spaltenartigen Öffnungen verklebte ich mit meinen mitgeführten Paketklebeband in «Silber», der Insekten wegen. Ein Platzregen verhinderte Albrechts Erkundungsgang, den wir abends gemeinsam nachholten. In einem «halal» Restaurant in der Nähe des Hotels bestellten wir uns einheimisches Essen. Es schmeckte und war frisch gekocht. Ich machte das Restaurant sogleich wieder zu «meinem». Mit Plastikbestuhlung und sonstiger Ausstattung im Vergleich eher ein einfaches Bahnhofslokal. Da es im Hotel kein Frühstück gab, waren wir Selbstversorger. Wir fanden gegenüber dem Hotel einen kleinen Laden (7-Eleven: dazu ein Link am Ende des Berichtes), der 24 Stunden geöffnet hatte und daher von Albrecht an den folgenden Tagen zwecks Frühstückskaffee aufgesucht wurde. Außerdem kauften wir noch einiges ein, vor allem Getränke. Zurück im Hotel wusch ich noch meine Sammlung an Stofftaschentüchern… Für die andere Wäsche wollten wir am nächsten Tag eine Wäscherei oder «ähnliches» suchen. Im Hotel wurde Wäsche zum Waschen nicht angenommen.
Anschließend erkundeten wir die nähere Umgebung des Hotels. Für weitere, längere Fußmärsche war ich nicht mehr zu bewegen. In der Nähe des Bahnhofs, der sehr verlassen schien, erhob sich ein kleiner Hügel mit einer Tempelanlage. Ein leichter Windzug machte die Schwüle erträglicher. Auf dem Rückweg fanden wir noch ein chinesisches Lokal, das Railway Station Cafe, in dem auch Bier ausgeschenkt wurde.
Der nächste Vormittag war verplant. Bustickets nach Kuala Lumpur besorgen, Schmutzwäsche wegbringen und den Tourenanbieter suchen und finden. Wir wollten in’s Elefanten-Camp. Das Busticket war kein Problem, die Schmutzwäsche wurde in einer einfachen Wäscherei gerne entgegengenommen mit dem Hinweis, daß wir sie am Abend wieder holen könnten. Der Punkt Nummer drei gestaltete sich als schwierig. Ich schleppte mich in der schwül-heißen Luft dahin. Wir fragten nach und zeigten unsere Adressenangabe samt Stadtplan. Keiner wußte was und wir irrten weiter bereits weitab vom Zentrum. Erschöpft, auch Albrecht!, setzten wir uns in ein kühles, chinesisches Lokal. Es war zur Straße hin offen und Ventilatoren kreisten angenehm. Wir bestellten , da nicht halal, Bier. Wieder fragten wir nach dem ominösen Reisebüro und Touranbieter. Der Sohn des Restaurantbesitzers entfaltete daraufhin eine rege Aktivität, schien die Verwandschaft abzutelefonieren und auch der Senior beteiligte sich. Wir baten um die neue Adresse, sie lag am anderen Ende der Stadt, weit, weit…Kurzerhand packte uns der Sohn in seinen SUV und brachte uns wie selbstverständlich quer durch die Stadt. Vor dem Büro nahmen wir mit herzlichen Dankesworten Abschied, Geld für die Fahrt wollte er nicht. Nach mehrmaligem Klopfen wurde geöffnet und wir konnten für den übernächsten Tag die Tour buchen mit Abholung von unserem Hotel. In der Mittagshitze gingen wir zurück in das Zentrum. Als «mein» Restaurant in Sichtweite kam, zog ich Albrecht am Arm und hinein. Trinken, essen, trinken war angesagt. Den kurzen Weg in unser Zimmer schaffte ich dann auch noch und ließ mich auf’s Bett fallen, Mittagsschlaf… Unsere Erkältungszeichen waren glücklicherweise am Abklingen.
Abends holten wir unsere Wäsche ab und, o-Wunder, zusätzlich erhielten wir noch eine XL Herrenunterhose und eine Socke. Die überzähligen Wäschstücke brachten wir am nächsten Tag zurück. Wie an den folgenden Abenden auch, machten wir uns auf zum Tempelberg, wo wir die Atmosphäre genießen konnten.
Um meinem beginnenden «Tropenkoller» entgegenzuwirken starteten wir zu einer Wanderung, vorbei an der Moschee und rechts in den Wald hinauf. Manche der Bäume waren mit Bezeichnungen versehen. Ich fand aber die Affen interessanter, die uns in den Baumästen mit Gezeter verfolgten.Auch die Schwüle hatte uns hierher verfolgt, also wieder zurück. Der Rückweg führte an einem Sportplatz vorbei, der einer Affenhorde als Spielwiese diente. Dann wie jeden Tag, dasselbe abendliche Prozedere mit Essen, Bier und Tempelberg…
Unsere Tour nach Kuala Gandah zu den Elephanten
Durch einen immer kleiner gewordenen Lebensraum waren die Elephanten sozusagen Freiwild geworden. Wilderer und Plantagenbesitzer machten und machen ihnen das Überleben schwer. Bei einem Einführungsvortrag mit Film vor Ort erhielten wir umfassende Informationen zur Arbeit. So verständigen Plantagenbetreiber bei Sichtung von Elephanten das Centre mit dem Hinweis, wenn die Elefanten nicht abholt werden schießen wir sie ab… Nicht nur heimatlos gewordene Dickhäuter finden so ein vorübergehendes Zuhause, sondern auch Arbeitselephanten z.B. aus Thailand oder Myanmar. Sie sind den Rangern bei ihrer Arbeit behilflich und stellen den Kontakt zu den wilden Elefanten her. Für Umsiedlungen ist das sehr wertvoll. Das Wiederausetzen in einem Wildreservat z.B. Taman Negara ist Ziel der Arbeit. Viele Besucher bevölkerten die Rundwege, doch wir konnten auch ruhigere Ecken finden.
Nach der vierten Nacht, was ein Glück, Abreise mit dem Bus nach Kuala Lumpur. Beschreibungen von Tropenkoller, in so manchem Roman, konnte ich nach diesen Tagen besser verstehen und nachempfinden…