Zwischen Hanoi und Singapore 2.Teil
Singapore
Die Zollformalitäten an der Grenze auf unserer Fahrt von Malaysia nach Singapore waren schweißtreibend. Mit Gepäck ging es im Galopp zu den Abfertigungsschaltern und dann zum Bus, den ich erst einmal suchen mußte. Erleichtert saßen wir dann alle auf unseren Plätzen und fuhren los. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir unser Ziel erreichten. Der Bus parkte an der Straße in unmittelbarer Nähe einer MRT-Station (Mass Rapid Transit), der «Underground» in Singapore. Wir standen etwas verloren an der Straße, so gut wie alle anderen Fahrgäste waren in der Station verschwunden und kein Taxi war in Sicht. Nach einer gefühlten halben Stunde konnte ich endlich ein ankommendes Taxi anheuern. Immer wieder konnten wir trotz geschlossener Autofenster ein Aufheulen von Boliden hören. Es waren die Schallwellen des Singapore GP …
Unser Hotel in der Middle Street erinnerte mich an die Röhrenhäuser in Hoi An. Die Lobby war noch enger als schmal und in der ersten Etage ein elendslanger Gang. Unser Zimmer war ohne Fenster, aber mit Verbindungstür nach nebenan, die verschlossen war. Eine neue Erfahrung. Die Lage war gut und Albrecht brach zu seinem ersten Rundgang auf. Ich packte aus und signalisierte «Hunger»… Mit belegten Baguettes und Getränken kam er wieder, auch ein kurzer Bericht über die Gegebenheiten folgte. Am späten Nachmittag machten wir uns dann gemeinsam auf.
Das legendäre Raffles
Singapore im Jahr 2014 hat so gar nichts mehr mit dem Piratenest von 1819 zu tun. Sir Raffles schaffte für die East India Company den Handelsplatz, den sie benötigten, um zu expandieren. Die englische Kolonie entwickelte sich schnell und zog durch ihre Prosperität englische Upperclass, chinesische und indische Händler, aber auch verarmte Tagelöhner an. Diese unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen blieben in von einander getrennten Stadtteilen unter sich. Schriftsteller trafen im legendären Raffles auf Gleichgesinnte und zelebrierten die schwül-heißen Tage und Nächte in der sogenannten Writers-Bar. Die Bar wurde nach dem Umbau (Beginn 1989) in einen anderen Flügel des Hotels verlegt.
Wir waren 1987 auch auf einen Drink im Raffles, wenngleich nicht in der Writers Bar…
Claudia rechts
Das Raffles aus 1987 erkannte ich nicht wieder, es wirkte abweisend und aufgemotzt. Einen Singapore-Sling, in Erinnerung an frühere Zeiten, trank ich diesmal nicht hier. Wir machten uns auf den Rückweg und aßen beim Chinesen, der gleich um’s Eck zu unserem Hotel sein Lokal betrieb. Es war gut besucht und es wurde «mein» Lieblingslokal. Die Nacht verlief ruhig, doch es dauerte einige Zeit, bis weinende Kinder im Nebenraum einschliefen und wir dann auch.
Der nächste Tag begann mit dem Frühstück unweit des Hotels in einem Subway. Es gab nichts zu meckern. Im Hotel waren außer der Minilobby keine Räumlichkeiten und nur ein Getränkeautomat vorhanden. Wir besorgten uns Singapore Dollars und ein Dreitageticket (The Singapore Tourist Pass) für dieU/S-Bahn der Stadt. Das übersichtliche MTR-Netz ermöglichte uns neben der guten Orientierung auch gekühlte Aufenthaltsmöglichkeiten, die wir auf unseren Sightseeingtouren in den nächsten Tagen immer wieder gerne in Anspruch nahmen. Unsere erste Fahrt brachte uns in die Orchard Road, was soll ich sagen, auch die erkannte ich nicht wieder. Wir holten uns Infos zu unserem Abflug im Office der Qatar-Airline. Albrecht kaufte sich ein Kopfkissen á la Hotel Majestic / Kuala Lumpur im nahegelegenen Departmentstore… Zufrieden mit dem Erledigten machten wir uns auf, um die Stadt kennenzulernen. Auf der GP-Rennstrecke wurden die Begrenzungen abgeräumt und wir schlenderten auf Straßen, auf denen sonst der Verkehr rollt.
Nach diesen sogenannten Highlights machten wir uns auf nach China-Town, wo buddhistische, taoistische und hinduistische Tempel, neben Moscheen und Ladenhäusern in einem Miteinander zu bestaunen sind. (Zur Entstehung ein Link im Anhang..)
In einer grünen Oase holten wir etwas «Luft» (Telok Ayer Green), um uns dann erschöpft und mehr als veschwitzt im nahegelegenen Lau Pa Sat Market einen Platz zu suchen. Trotz unseres Zustandes, oder gerade deswegen, holten wir uns kühles Bier und blieben einige Zeit in der angenehm luftigen Atmosphäre sitzen. Es tat gut..Auf dem Rückweg zum Hotel fanden wir uns auf einer Fressmeile wieder und machten wieder Pause…
Am nächsten Tag stand der Besuch von Sentosa Island auf dem Programm. Wie selbstverständlich nahmen wir nun schon die «Underground» und stiegen dann in eine Gondel ein, die uns sozusagen übersetzte. Diese Transportform ist erste Wahl für Touristen, um auf die Insel zu kommen. An einem Unterhaltungsgelände und einem Freizeitpark mit Riesenmerlonwaren Haltestellen, doch wir wollten an den Strand und stiegen erst an der Endstation aus. Es war tropisch heiß, – natürlich, und ich schleppte mich dahin. Wir überlegten noch, ob wir uns Fahrräder ausleihen sollten, die angeboten wurden. Ich suchte einen Sitzplatz mit Sicht auf das offene Meer, das reichte… Badesachen hatten wir dummerweise nicht mit.
Die Rückfahrt in der kühlen Underground war ein Genuß für mich. Morgen war nochmals ein Fußmarsch angesagt. Albrecht wollte die Battlebox sehen und sich über die früheren Verteidigungsalagen informieren; (Link im Anhang).
Im Fort Canning Park
Den 40 Ha großen Hügel mit den Überresten der ersten Befestigungsanlage erreichten wir mit Underground, dann zu Fuß vorbei an der Jugendherberge und dem feudalen Hotel Fort Canning. Für mich aufgrund der Lage das schönste Hotel in Singapore. Weit weg erschien die quirlige Stadt, als wir den Rundweg um das Wasserreservoir einschlugen. Eine Hochzeitsgesellschaft posierte bei einem Fotoshooting an einem noch erhaltenen Befestigungstor. Albrechts Wunsch ging nicht in Erfüllung. Die Battlebox sowie das Museum waren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen… (Link im Anhang)
Den Nachmittag verbrachten wir noch «relaxt» in unserer Unterkunft und mit Vorbereitungen für unseren Rückflug (2h00) nachts. Diese Nacht hatten wir noch mitgebucht, um den Check-out mittags zu umgehen. Am frühen Abend (20h30) machten wir uns mit der «Underground», die nun teilweise oben fuhr, in Richtung Changi -Airport auf. Die beiden Dreitagetickets konnten wir dort wieder abgeben und bekamen den «Pfandeinsatz» (rental deposit) je 10.- Singapore $ zurück…, die Wartezeit verging irgendwann..
Nach dem Zwischenstopp in Doha und vier Stunden im Transit, ging’s weiter bei Tageslicht. Die Flugroute führte über Iran, den anatolischen Teil der Türkei, das Donaudelta in Rumänien und in Sicht schneebedeckter Bergspitzen der Karpaten…Landung in München um 13 Uhr.