Zwischen Oslo und Uppsala
Abisko – die Ofotbahn und Wanderungen im Nationalpark
Endlich waren wir auf der legendären Bahnstrecke unterwegs, entlang des Fjords, hinauf in die Berge und über die schwedisch-norwegische Grenze nach Abisko, unserem nächsten Ziel. Unter vielen Entbehrungen war diese Strecke für den Transport von Eisenerz aus Kiruna nach Narvik mit seinem eisfreien Hafen gebaut worden. (Dazu im Anhang auch ein längeres Youtube-Video). 1903 war die Bahnstrecke eröffnet worden und auf ihr wurden seither mehr als eine Milliarde Tonnen Eisenerz befördert. Die stärkste Lokomotive der Welt mit 14700 PS ist dafür vonnöten, um bis 68 Waggons an ihr Ziel zu bringen.
Die Strecke ist einspurig und die mit Erz beladenen Züge haben Vorfahrt. An so manchem der einsam wirkenden Bahnhöfe mußte unser Zug anhalten und warten. (Links – Bjørnfjell Bahnhof)
Kleine und auch größere Seen, teils noch mit Eis bedeckt, waren nun zu sehen und kurz vor unserem Ziel fuhren wir nun in Ufernähe des Sees Torneträsk gemächlich entlang. Abisko Östra war für uns «Endstation».
Unsere Unterkunft erreichten wir nach knapp 10 Minuten. Rayman erwartete uns. Er war in den nächsten Tagen nicht nur für «Housekeeping» zuständig, sondern auch ein freundlich und gut gelaunter Gesprächspartner. Sein Einsatz hier dauerte immer nur einige Monate, dann fuhr er wieder zurück nach Penang (Malaysia). Die erste Nacht waren wir die einzigen Gäste in dem Hostel mit vier Doppelzimmern, zwei Gemeinschaftsbädern mit WC und einer großen Gemeinschaftsküche. An den folgenden Tagen waren wir Teil einer Hausgemeinschaft und fühlten uns sehr gut aufgehoben. Da waren noch ein gut deutsch sprechender Erlanger, Luc, – Motorradfreaks aus dem Raum Kempten, ein schwedisches Ehepaar, – sie empfahl Schwimmen im See, das sei ganz wunderbar…. Das Mobiliar war nicht das neueste, aber soweit alles ordentlich und sauber. Unseren 5-tägigen Aufenthalt verbrachten wir bei täglichen Wandertouren und das Wetter spielte auch mit.
Zur Nationalparkverwaltung führt ein Fußweg (2km) von Abisko Östra entlang von Bahnstrecke und Straße. Von dort sind die Wanderwege sowohl in einer Übersichtskarte, aber auch mit Schildern unterwegs, ausgewiesen. Die farbliche Kennzeichnung ist für farbenblinde Wanderer mit Punkten versehen. Kungsleden ist ein 430 km langer Weitwanderweg mit Sommer- und Winterwegmarkierungen. Diese roten Kreuze auf Stangen sind auch für Winterwanderer im Nationalpark sicherlich hilfreich.
Die Samen nutzten das Gebiet seit Jahrhunderten als Weide für ihre Rentiere und heute hat die Rentierzuchtvereinigung Gabna dieses Privileg. Rengärde sind Sammelstellen/Gehege für die Tiere, um sie zu zählen und zu markieren.
Eigentlich wollten wir auf der anderen Seite des Flusses Abiskojåkka zu einem Wasserfall wandern, aber die Schneeschmelze verhinderte das. Unüberwindbar erschien die Überquerung eines Baches, und nasse Füße wollten wir auch nicht riskieren. Also zurück! und auf zum Sami-Camp von dem ich dachte, es sei bewohnt….
Nach einiger Zeit lösten freie Grasflächen den Birkenwald ab, und ich hoffte nochmals Rentiere zu sehen. Auf Holzbohlen querten wir Moorbereiche, um dann wieder sozusagen festen Boden zu erreichen. Albrecht machte mich aufmerksam: Es mußte schon vor langer Zeit verendet sein.
An der Abzweigung nach Abisko Östra verließen wir den Paddus Pfad, der zum Felsen Báddosdievvá weiterführt. Das ist ein heiliger Platz an dem die Samen früher ihren Göttern Opfer brachten. Auf einem Loipenweg, der ziemlich naß und matschig war, erreichten den Ortsrand von Abisko Östra, um nach weiteren 10 Minuten in unserem Hostel einzutreffen.
Auf dem Weg zur Nationalparkverwaltung nahmen wir eine Abzweigung zum Torneträsk – See. Er erstreckt sich über 70 Kilometer und ist sommers wie winters ein Urlaubsziel. Dazu einige Infotafeln:
Auf einem der vielen Steige gelangten wir an den breiten grün makierten Weg und schließlich an das Ufer. Der Himmel war bedeckt und eine etwas mystische Stimmung nahm mich gefangen. Eisschollen einzeln und noch im Verbund waren zu sehen. Tragfähiges Eis im Winter ermöglicht die Querung mit Skiern und das beliebte Eisfischen.
1899 entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Bahnstrecke jener Tunnel aus dem das Wasser wie aus einem Schlund schießt.
Auf sicherem Weg, unter uns das tosende Wasser, gelangten wir in kurzer Zeit zur Nationalparkverwaltung. Unterwegs lag das Museum für Grenzverteidigung, wo wir nur die Außenanlage mit einigen Schautafeln betrachtet haben. Unsere Gedanken waren noch bei der Naturgewalt, dem Wasser.
Albrecht machte am letzten Tag unseres Aufenthaltes noch eine Speed-Wanderung zum Zeltplatz Nisson der am Kungsleden liegt und brachte von dort noch zwei Fotos mit. Hängebrücke über den Nissonjohka.
Als ich mit dem Packen für unsere Abreise fertig war, wanderte ich nochmals zur Nationalparkverwaltung und anschließend in Abisko Östra noch kurz an den See Torneträsk, der sich diesmal bei Sonnenschein präsentierte.