Reisenotizen aus Transsilvanien

Reisenotizen aus Transsilvanien

Also wieder einmal eine Reise in den Osten, Südosten genauer gesagt – nach Transsilvanien, dem früheren Siebenbürgen. Zwei Städte wollten wir erkunden, Brasov, das ehemalige Kronstadt, und Sibiu, das heute auch noch oftmals Hermannstadt genannt wird. Wir reisten mit dem Zug nach Budapest, wo wir kurze Aufenthalte eingeplant hatten, um dann auch weiter auf Gleisen zu reisen…..

Weiter mit dem Nachtzug Train 473/ Coach 422 der Rumänischen Eisenbahngesellschaft CFR, nach Brasov! Unser Abteil im Schlafwagen war zwar schon in die Jahre gekommen, aber ordentlich und sauber. Eine eigene Naßzelle mit Toilette stand zur Verfügung und Platz, genug für das Gepäck und uns. Die Tickets hatte ich online direkt bei CFR gebucht und ausgedruckt, so wie empfohlen. Um 19h10 Abfahrt in Budapest-Keleti und Ankunft in Brasov um 8h50 mit einer Stunde Zeitverschiebung (EEST-Eastern European Summer Time). Nachts hatte ich, aus dem Schlaf gerissen, unsere Türe zu öffnen; sie war nur einmal von mir gesichert worden, und es dauerte…. Die ungarischen Zollbeamten begehrten Einlaß und die akribische Kontrolle der Pässe erfolgte, Abgleich digital. Nach dieser unsanften Störung mummelte ich mich wieder ein, Albrecht ebenfalls, eine Etage über mir. Sicherung der Türe erfolgte wieder wie gehabt einmal, möglich wären noch 3 andere Varianten gewesen. Wir fühlten uns sicher, zumal unser Waggonchef, ein Freund klassischer Musik, über uns wachte. Als die rumänischen Zollbeamten an die Türe hämmerten konnte ich schneller reagieren und händigte die Pässe aus. Wir wurden in Augenschein genommen und als «harmlos beurteilt»; Türe zu und Riegel vor; weiterschlafen.

Impressionen von unseren Zugfahrten in Bildern



In der Geschichte Siebenbürgens nahmen auch Deutsche eine nicht unbedeutende Rolle ein. Nach 1147 fanden überwiegend Sachsen eine neue Heimat im Land, eingebettet zwischen Walachei, Karpaten und Bukowina. Die Zuwanderer sollten die Wirtschaft weiterentwickeln und die Grenzen gegen Osten sichern. Dafür erhielten sie weitreichende Privilegien und in Zeiten der Gegenreformation das Recht auf freie Religionsausübung. Die Zeit unter der ungarischen Herrschaft endete mit der Ausdehnung des Habsburgerreiches, Siebenbürgen wurde Großfürstentum. Die rumänische Bevölkerung war ohne politische Rechte und befand sich in schwierigen Verhältnissen. Das änderte sich nach dem 1. Weltkrieg mit dem Zerfall des Habsburgerreiches. 1920 wurde mit dem Vertrag von Trianon die Bildung des rumänischen Staates, (Königreich Rumänien 1922-1948), besiegelt. Nach dem 2. Weltkrieg und der Annäherung Rumäniens an die Sowjetunion folgten Jahre der Ceausescu-Diktatur. Bereits 1987 formierte sich in Brasov Widerstand gegen das Regime. 1989 war das Ende der Schreckensherrschaft besiegelt. Nicolae Ceausescu und seine Frau Elena wurden am 25. 12. 1989 exekutiert. Viele der einstigen deutschen Auswanderer zogen zurück in die BRD/Deutschland oder Österreich. Besonders in den Jahre 1970 und 1990 erfolgten Auswanderungswellen von Freigekauften. Dieser «Handel» war sozusagen ein geheimes Abkommen zwischen Deutschland und der Ceausescu-Diktatur.

Nach unserer nächtlichen Bahnfahrt kamen wir gegen 9h vormittags in Brasov an. Von einem geschäftstüchtigen Taxifahrer ließen wir uns zum Hotel in der Nähe des Zentrums bringen. Außerdem nahmen wir sein Angebot an, uns für 50,00€ zu «Dracula» nach Bran zu fahren: am nächsten Tag , Abfahrt 10h vor dem Hotel, Dauer zwei Stunden mit Transport hin und zurück. Das war für uns im Nachhinein auch in Ordnung.

Unser Zimmer im Hotel war noch nicht beziehbar. Wir deponierten unser Gepäck in der Rezeption und machten schon einen kleinen Rundgang bei herrlichem Sonnenschein. Das Touristenbüro war geschlossen, wie wir später erfuhren, «move…», wohin wußte man nicht, aber egal. Bei einem Italiener am Piata Sfatului genossen wir ein opulentes Frühstück, der Tag konnte nicht besser beginnen.



Transsilvanien, da gab’s 1897 ein veröffentlichtes Buch von Bram Stoker, «Dracula». Man kann es so sagen, der «Gruselroman» über den ersten Vampir. Die Burg Bran bei Brasov ist daher ein Besuchsmagnet für viele, aber das allein sollte nicht der einzige Grund sein in diesen interessanten Landstrich zu reisen.

Unterwegs nach Bran fiel mir die Form der Häuserzeilen auf. Mich erinnerten sie an burgenländische Dorfstraßen mit ihren geschlossenen Fronten zur Straße hin. Teilweise waren die Häuser renoviert, manche schienen auch auf neue Eigentümer zu warten. Der Ortsname Cristian/Neustadt im Burzenland hörte sich deutsch an. Einige aufschlußreiche Erklärungen unseres Fahrers bestätigten meine Vermutungen. Früher lebten hier Deutschstämmige; (was für ein Wort). In den Wirren der Geschichte zog es viele wieder zurück in die alte Heimat. Als wir in Bran ankamen war der Himmel bedeckt und es nieselte leicht. An einem Hotelparkplatz stiegen wir aus und gingen vorbei an Jahrmarktbuden zum Ticket Pavillon. Unser Fahrer wollte zwei Stunden warten, im Preis inbegriffen, und so machten wir uns auf, hinauf zu Vlad Tepes; und mit uns, trotz des kühlen regnerischen Wetters, viele andere Besucher.


Interessante Exponate waren im Inneren zu besichtigen, trotz der engen, verwinkelten Gänge, niedrigen Türöffnungen und der sich fortbewegenden Besucherschlange, ein Erlebnis. Dabei war der Besucheransturm, wie unser Fahrer später erklärte, kein Vergleich zu den Strömen im Juli und August.

Vorbei am Steinernen Kreuz mit kyrillischer Inschrift verließen wir den Burgbereich, um noch kurz an den Jahrmarktständen anzuhalten.


Die Altstadt von Brasov liegt umgeben von Hügeln, dem Berg Tampa und wirkt wie ein Kleinod aus vergangener Zeit. Blühende Akazien verströmten ihren Duft. Am Hauptplatz, Piata Sfatului, befindet sich das alte Rathaus und die berühmte Schwarze Kirche, Biserica Neagra; Besichtigungskarawanen hielten mich von einem Besuch ab. Interessanter fand ich es nach Drehorten für den Film Blutholz zu suchen; (mit Joachim Król und Désirée Nosbusch) – dazu einige Aufnahmen.

An einem regnerischen Sonntag standen wir gemeinsam mit vielen Schaulustigen an der Straße, um die farbenprächtige, vorbeiziehende Pferdeparade zu sehen.

Albrecht erkundete schon einmal die Hänge des Hausberges Tampa, – als wir gemeinsam an einem Montag hochfahren wollten war Ruhetag. So wanderten wir im lichten Laubwald eine ganze Weile auf gut markierten Wegen, um dann wieder in die Stadt zurück zukehren. Bären sind wir nicht begegnet…

Die Stadt hielt noch Überraschendes bereit. In dem Hof der Synagoge «Beit Israel» waren wir wieder, wie so oft, mit der unerbittlichen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung konfrontiert.


Markante Kirchen, überwiegend orthodoxe, prägen das Bild der Stadt.




Sibiu war 2007 Kulturhauptstadt in Europa und hatte sich damals herausgeputzt. Im Zentrum schlenderten wir ohne konkrete Ziele, – nein doch nicht, die Lügenbrücke wollten wir besichtigen. Sollte ein Lügner darüber gehen würde sie einstürzen; eine Legende. Die Friedrichs Hütte aus Hessen war für Herstellung der Brücke verantwortlich.1859 entstand die gußeiserne Brücke die nicht auf Pfeilern ruhte, eine Liegebrücke. Aus diesem Begriff entwickelte sich bald die Legende der Lügenbrücke.


Eine Persönlichkeit ist in Sibiu nicht zu übersehen, Samuel von Brukenthal. Der gebürtige Siebenbürger wirkte von 1777-1787 als Gouverneur. Studien in Halle, Jena und Leipzig beeinflußten sein Denken im Sinne der Aufklärung und auch Freimaurerei. Das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium trägt den Namen des Gründers, Samuel von Brukenthal. Am Hofe der Habsburger unter Kaiserin Maria Theresia war er hochgeschätzt und wurde mehrfach ausgezeichnet.



Selbstbewußte Frauen in bunter Kleidung, bestickt und mit glänzenden Pailletten verziert begegneten uns, waren es Sinti oder Roma ? Diese Frage habe ich für mich nach unserer Rückkehr geklärt… Angehörige dieser Minderheit im südosteuropäischen Raum, hier Rumänien, werden als Roma/Rroma bezeichnet. Zu gerne hätte ich fotografiert, aber mit Respekt vor dieser Volksgruppe beließ ich es bei verstohlenem Betrachten. Kinder im Schlepptau der Frauen und auch dazugehörige Männer, oftmals mit dunklen Hüten, begegneten uns auf den Straßen. Sie vermittelten nicht jenes Bild der verarmten Ausgegrenzten. Aber was weiß ich schon, ich wollte keine Schlüsse daraus ziehen.

Gemeinsam mit Schnupfen, Heiserkeit und «Hustenrevolten» verließen wir Sibiu in Richtung Budapest, wo wir unser Besichtigungsprogramm um einiges abspecken mußten, leider.


Ein besonderes Restaurant, Indigo in der Jókai utca 13, **** https://indigo-restaurant.hu/en

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