Gesucht wird Hvaldimirs Schwester
Gyps war außer sich. » Was, waas für eine geheime Gemeinheit», gurgelte es aus seiner Kehle heraus, mit anderen unverständlichen klingenden Lauten. Sein Hals wippte gefährlich und seine Beine versuchten im Takt zu bleiben, Erregung zur Potenz; seine Schwingen bewegten sich, als wollte er starten, – wieder einmal. Ich versuchte gar nicht erst ihn zu beruhigen, abwarten, so meine Erfahrung, bis der Wutanfall abklingt. Dann erst konnte ich Näheres zu diesem Zustand und einer «Schwester Hvaldimirs» erfahren.
«Ich muß sie suchen«, vermeldete Gyps und sah zu mir und P.Lia. Wir hatten uns hier doch schon so gut eingelebt und nun, – Gyps mit seinem Aktionismus brachte wieder einmal alles durcheinander. Für P.Lia war klar, dass sie nicht mit wollte. Sie hatte hier wieder Anschluß gefunden und war auch in den Dörfern und Städten unterwegs gewesen. Und Ich? Ich wollte mir erst die Geschichte anhören, aber im Grunde genommen stand mein Entschluß fest. Ich wollte mit, ließ mir von Gyps aber lang und breit alles erzählen, das mußte sein! LOL
«In eisigen Wassern war Hvaldimir in Gefangenschaft groß geworden. Er mußte im Training vieles erlernen, er mußte! Einen komischen Gürtel schnallten sie um seinen Körper und schickten ihn los, um in Meerestiefen und Küstengewässern nach Geheimnissen zu suchen. Ich kenne das ja schon von P98, und die Ringe an P.Lias Fuß waren vermutlich, nein, sicherlich auch zu diesen Zweck angelegt worden. Sollen sich doch die Zweibeiner selbst auf die Suche machen, die Spionierer. Nun, die Schwester von Hvaldimir ist angeblich auch in den eisigen Wassern unterwegs, verschollen. Unser Aufklärungsgeschwader macht sich demnächst bereit, Treffpunkt: 68°25′ N, 17°25′ «, dozierte Gyps. Sein wiegender Gang war schon furchterregend, doch sein Leadergehabe sprühte noch Wutfunken in die Umgebung. Ich kannte das schon, atmete tief durch und schluckte meine Anmerkung hinunter. Der Flug war wieder creepy, einmal verflogen, lost, aber wir erreichten gerade noch, vor dem Start des Projektes www.hvaldimirs_sister.com, unser angepeiltes Ziel. Eine durchdringendes Jammern und Quäken in unglaublicher Lautstärke empfing uns…
«Was? – sollen das DIE Teilnehmer…, wie sollen DIE über den eisigen Wassern was entdecken; die sind ja kaum größer als ich, und so viele», meldetete ich mich gleich nach unserer Ankunft zu Wort. «Das hab ich auch gedacht, aber, du wirst sehen, das sind Experten, richtig slay, wenn du verstehst was ich meine. Es werden später noch andere dazu kommen, die jetzt noch über den Wassern segeln, siuuuu», damit war Gyps Erklärung, zu der für mich unverständlichen Aufstellung des Geschwaders, beendet. Die Gesuchte soll auch singen, was ich mir so gar nicht vorstellen konnte. Naja, vielleicht wird sie dadurch geortet, es gibt ja viel Unfassbares, sehr sus. So wie ich Gyps verstanden hatte, bevor wir uns nach hierher aufmachten, sollte ich an Land bleiben. Mir war’s recht, ich hatte überhaupt keine Lust über eisigen Wassern auf Gyps Rücken mitzureisen. Sollten DIE machen. Singen unter Wasser, wie sollte das funktionieren? Im www. forschte ich nach und tatsächlich…
Doch dann…
Ich machte mich auf zu Häusern, wo ich auch einige Zweibeiner zu sehen bekam. Futter für meinen knurrenden Bauch fand ich immer wieder an so manchen Ecken. Nachts bezog ich meinen Unterschlupf am Ufer des großen Wassers. So konnte ich einigermaßen safe auf Gyps warten.
Nachts war es manchmal doch auch creepy, aber ich hatte schon schlimmere Nächte erlebt. Das Rauschen der Wellen und Schaum der herangeschoben wurde, wie gesagt, creepy and wired… Dann versteckte ich den Kopf in meinen Federn und irgendwann schlief ich auch ein, bewacht von einer königlichen Krone.
«Hi, Kleiner«! Was war… ist passiert? Gyps saß an einem Felsen gleich nebenan. «Bist schon wieder zurück«, meldete ich mich verdöst und stark verwundert. Das konnte nicht sein. Doch Gyps gab keinen weiteren Laut von sich. Ganz bedient sah er aus, um nicht zu sagen am Boden zerstört. Es dauerte eine ganze Weile bis er sich kleinlaut äußerte. «DIE haben mich zurück geschickt, unbrauchbar, u-n-b-r-auch-bar, über den eisigen Wassern. Die Obermacker, DIE, die fischen und das Sagen hatten -«, dann verstummte Gyps wieder für eine Weile. Nun ja, fischen konnte mein Freund nun ja wirklich nicht und so schien mir der Hinausschmiss doch auch verständlich. Was sollte er bei dieser Truppe auch machen. Ich behielt meine Überlegungen für mich, als plötzlich der gekränkte Stolz aus Gyps herausbrach. Was für ein Elend ! Er hatte es noch nicht geschnallt und das würde auch noch einige Zeit dauern, bis, ja bis er das verdaut haben wird. Im Seegeschwader war er eine absolute Fehlbesetzung, das ist Fact, trotz seines «Helfersyndroms» (in diesem Fall). Ich wollte versuchen ihn davon, einfühlsam, zu überzeugen; ihn mit dem großen Kämpferherz und der ruppigen Art, die es auch mir oft schwer machte.
Nach einer langen Weile schien Gyps von seinen Erlebnissen berichten zu wollen. Ich legte meinen Kopf zur Seite und wollte zuhören, aufmerksam zuhören.
«Am Ende des Geschwaders versuchte ich mitzukommen, was irgendwann auch auffiel. Ich neben Seagulls, die spöttisch zu mir rüber schrien. Einige der Leader nahmen mich dann in die Mitte und raunzten neben mir her, ganz schlimm, sag ich dir. Ein Senior Al-Catraz tauchte auf. Er rollte nur mit den Augen. Riesengroß war er, ein Segler über den Wassern, ein riesengrooooßer. Seltsamerweise saß auf seinem Rücken ein kleiner alter Mann, der in seinem grauen langen Bart eingewickelt war. Ich konnte das alles nicht verstehen. Die Leader und der Mann trafen die Entscheidung; – es ging um mich. Was hatte dieser Mann, ein ?Nils Holgerson?, krk, hier zu melden. Ein klitzekleiner Zweibeiner!, hach. Sie wollten mich loswerden, ich sei nicht geeignet, so die Entscheidung; – Abflug! – Zurück ans Festland! Und ich, ich wollte doch nur helfen!!. « Damit war Gyps Bericht beendet und er wirkte noch ziemlich angefaßt, aber ich konnte diese Entscheidung verstehen. Gyps über den weiten Wassern, das wäre niemals gut gegangen, niemals.