Albanien-das Land der Skipetaren

Albanien-das Land der Skipetaren

Nachdem mir die Reise nach Marokko sehr gefallen hatte, wollte ich mit dem DAV- Summit eine weitere Wanderreise machen. Meine Wahl fiel auf ein bisher «schwarzes Loch» im europäischen Tourismus – auf Albanien. Wegen der Corona – Pandemie im Jahr 2020 abgeblasen, meldete ich mich für 2021 wieder an. Dieses Mal hatte ich Glück, die einzige Reise, die in 2021 nach Albanien durchgeführt wurde, fand im September statt und hier war ich Teilnehmer.

Der Flieger von Wien nach Tirana war voll. Wer wollte nach Albanien fliegen ? Touristen ? Geschäftsleute ? Albaner ? Albanien gehörte doch zum «Armenhaus» Europas. Ich wollte eine Antwort vor Ort finden.


Der Flug mit einem Airbus 320 verlief problemlos, die Landung in Tirana, der Hauptstadt, ebenfalls. Die «Grenzformalitäten» ( Zoll, Passkontrolle) dauerten ihre Zeit, doch schließlich sah ich am Ende der Ankunfthalle das Summit- Schild des Deutschen Alpenvereins, der diese Reise angeboten hatte. Nach und nach kamen alle 8 Personen, die diese Reise gebucht hatten, zusammen, und wir konnten mit unserem «Guide» Kliti in einem Kleinbus die Fahrt durch Tirana zu unserem Hotel antreten.

Tirana entpuppte sich als moderne Stadt mit viel Verkehr, den auch hier die Strassen nicht aufnehmen können, mit der Folge von Staus.


Unser Hotel lag in einer schmalen, ruhigen Gasse. Wir wurden sehr freundlich empfangen und dann auf die Zimmer verteilt. Unsere Gruppe bestand aus drei allein reisenden Frauen, zwei erfahrene Wanderpaaren und mir, dazu kamen unser «Guide Kliti» und der Fahrer des Kleinbusses. Kliti war Albaner und sprach gut deutsch. Nach dem Auspacken und Frischmachen war für heute noch ein Spaziergang durch die Stadt vorgesehen.

Dieser Rundgang zeigte uns viel von der Stadtgeschichte: osmanisches Erbe – Moscheen, italienische Archtektur – Verwaltungsgebäude, Villen, kommunistische Architektur und kapitalistische Hochhäuser. Kliti erwies sich als sehr sachkundig. Foto © Frank / Ein Abendessen in einem guten Restaurant beendete den ersten Tag.


Wanderungen 1 – 3 im Zagoria-Tal, Wanderung 4 Überschreitung des Dhembel-Massiv nach Permet

Am nächsten Tag begannen die Wanderungen. Nach einer längeren Fahrt erreichten wir den Ausgangspunkt in Peshtan. Wir machten uns akribisch für die Wanderung nach Limar fertig. Sie sollte ca. 5 Stunden dauern. Das überflüssige Gepäck blieb im Bus. Was im Rucksack war an Kleidung mußte für drei Tage reichen. Dann ging es los. Die Sonne schien heiß vom Himmel und jeder Schatten war willkommen. Der Pfad führte bergauf und bergab durch Wald und offene Flächen in ein zwischen zwei Bergketten eingezwängtes Flusstal. Den Fluss selbst überquerten wir dann auf einer grazilen, osmanischen Steinbrücke. Das Dorf Limar erreichten wir nach einem kräftezehrenden Anstieg über felsiges Terrain. Hier übernachteten wir in einer einfachen Unterkunft nach einem schmackhaften Abendessen.

Hitze wartete auch am nächsten Tag auf uns. Dieser begann mit einem gemeinsamen Frühstück und den üblichen Vorbereitungen für die anstehende Wanderung. Wichtig war vor allem, für ausreichend Wasser zu sorgen. Es ging dann gleich bergauf. Die Landschaft war sehr trocken. Nach einiger Zeit kamen wir durch ein altes Bergdorf. Der Weg da durch war so schlecht, dass er nur für Fussgänger oder Tragetiere begehbar war. Kliti steuerte auf ein Haus zu. Wir traten ein und wurden freundlich begrüßt und bewirtet. Beim Weitergehen sahen wir keine weiteren Menschen, nur am Ortsausgang zeigte sich noch eine alte Frau, die eine unserer Frauen am liebsten hier behalten hätte.


© Jutta

Beim Abstieg in ein Tal trafen wir auf einen kleinen Wasserfall, an dem wir Rast machten. Einer gönnte sich sogar ein Bad in einer tieferen Wasserstelle im Flussbett. Dann ging es weiter über Felsen, Gebüsch und Weideflächen. An einer Stelle war der Weg zugewachsen und machte einen Umweg notwendig. Schließlich erreichten wir unser Ziel, Hoshteve, nach einem weiteren Anstieg. Wie am Tag zuvor wurden die Zimmer verteilt und wir beendeten den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen.

Als wir am nächsten Morgen loszogen, gab es nicht mehr die große Hitze, aber Sonnencreme und Wasser waren trotzdem notwendig. Gut das wir kurz nach dem Start an einer Tränke mit Frischwasser vorbeikamen, an der schon Mulitreiber Wasser tankten. Wir füllten unsere Flaschen ebenfalls und zogen weiter. Der Weg wies keine großen Höhenunterschiede auf, aber er war lang. Die Aussicht auf die Bergketten zu beiden Seiten war beeindruckend.

Endlich gab es eine Abwechslung – ein Dorf. Kliti wollte etwas zum Weg erfragen , klopfte an ein Tor und wir wurden alle zu Kaffee oder Tee eingeladen. Typisch albanische Gastfreundschaft, sagte Kliti. Wir tranken nicht nur Kaffee oder Tee, sondern jeder bekam auch einen Raki ( Schnaps aus Kornelkirschen, Feigen oder Trauben).

Danach führte der Weg lange bergab. Nach der Besichtigung einer alten Kirche gab es eine kurze Diskussion – entweder den Weg weiter oder hinab zu einem Fluß. Die meisten wollten ans Wasser und so ging es weiter bergab – eine Strecke, die wir später wieder hinauf gehen mussten. Der Fluß erwies sich als schöner Ort zur Rast, zumal ihn eine weitere osmanische Brücke überquerte. Neben der Brücke suchte sich jeder einen Platz und verzehrte sein «Lunchpaket».


Nach geraumer Zeit wanderten wir weiter und erreichten, wieder nach einem Anstieg, Sheper; unser Ziel.


Nach der Zimmerverteilung und dem üblichen Duschen nach «Plan» hatten wir noch Zeit für uns. Ich schaute mir die neben dem Haus liegende Kirche von außen und ihren Friedhof an.

Für das Abendessen hatten wir dann noch einen ca. 30 min. Anstieg vor uns. Das Essen war, wie immer, ausgezeichnet. Der Rückmarsch erfolgte in der Dunkelheit, wobei wir uns trotz Stirnlampen und Taschenlampen, ohne Kliti, einmal verliefen, dann aber doch in unsere Betten fanden.

Bevor wir am 4. Wandertag den Weg nach Permet einschlugen, stand der Besuch der Kirche neben dem Gästehaus auf dem Programm. Kliti erklärte uns die bewußt gestaltete Anordnung der Ikonen und der Malereien um den Altar herum. Interessant war die Methode, durch Bilder «Ungläubige» zum Glauben zu bringen.

Jede Schleife steht für eine in dieser Kirche vollzogene Hochzeit.


Dann begann der Höhepunkt der Wanderung im Zagoria-Tal. Die Maultiere trugen zum letzten Mal unser Gepäck und folgten uns zuerst. Der Aufstieg führte in einer Rinne zur alpinen Hochebene zwischen den Bergkämmen.

Am Dhembeli-Pass angelangt hatten wir ein großartiges Panorama vor uns und am Fuße der Berge sahen wir, ca. 1200m tiefer, Permet liegen, das heutige Tagesziel.

Nach einer Rast und jetzt auf den Spuren der Maultiere, die uns auf der Hochfläche überholt hatten, nahmen wir den anfangs sehr gerölligen und somit gefährlichen Abstieg in Angriff. Langsam wurden die Häuser der Stadt größer. Der Weg wurde besser. Kurz vor der Stadt passierten wir das Dorf Leuse und besichtigten dort eine der schönsten Kirchen des Landes mit gut erhaltenen Fresken und Ikonen.


Schließlich erreichten wir Permet, das auch «Stadt der Blumen» genannt wird. Kliti führte uns anhand des Smartphones zu unserem Hotel. Bis zum Abendessen blieb wieder Zeit, dieses Mal für einen Gang in die Stadt, wo wir auch in einem guten Lokal speisten. Danach war, wie auch die Tage vorher, kein Programm mehr.

Der heutige Tag versprach, vom Programm her, einiges. Er begann mit dem üblichen gemeinsamen Frühstück. Danach bestiegen wir unseren Kleinbus und fuhren ca. 30 km an dem Fluß Viosa entlang Richtung Südosten. Vor dessen Überquerung nahm uns ein anderer Bus auf, der für die Fahrt in die Berge geeigneter war. Mit diesem fuhren wir bis zur kleinen Ortschaft Strembec. Hier sollte der Bus auf unsere Rückkehr warten. Jetzt hieß es Rucksack schultern und wandern.

Zuerst ging es durch Wald. Ab einem einsamen Gehöft begleitete oder «führte» uns ein Hund. Dann gingen wir entlang eines kleinen Kanals, um schließlich nach Überschreitung großer Geröllfelder am Fuße einer großen Felswand den Wasserfall zu erreichen. Er führte wenig Wasser, sodaß wir ganz nah herangehen konnten. Im Frühjahr wäre er sicherlich noch beeindruckender gewesen.

Der Rückweg folgte den eigenen Spuren. Mit dem Bus fuhren wir zurück bis zu einem Restaurant, wo unser Kleinbus wartete und wir unser Mittagessen einnahmen.


Nach der Mittagspause fuhren wir gestärkt zurück nach Permet und weiter am Fluß entlang, bis rechter Hand ein Schild auf eine «Therme» hinwies ( Benja, Lengarica- Schlucht). Der Bus nahm jetzt diesen Weg und hielt auf einem Parkplatz, auf dem sich schon einige Autos und Motorräder um ein Kiosk gruppierten. In einiger Entfernung sahen wir eine Brücke und das Becken mit dem schwefelhaltigen Wasser. Wir stiegen mit unseren Badesachen aus und marschierten über die Brücke zum Wasserbecken. Trotz einsetzendem Regen genossen wir ein Bad. Ein Sitzpause danach am Kiosk dauerte, bis sich alle wieder eingefunden hatten.

Die Weiterfahrt dauerte jetzt bedeutend länger, denn das nächste Ziel, die Stadt Gjirokaster, lag ca. 2 Std. Fahrt entfernt. Wir erreichten die Stadt, bezogen unser Hotel und hatten dann Gelegenheit zu einem Stadtbummel. Hier gab es schon viel Tourismus im Gegensatz zum Zagoria Tal. Jede Menge Lokale und Souvenirgeschäfte. In einem Lokal in der Stadt aßen wir zu Abend.

© Jutta
© Uwe & Susanne

Stalin ließ einmal grüßen; heute ist die Statue aussortiert und abgestellt in Tirana.

© Uwe & Susanne

Für Touristen ist die Festung in Gjirokaster ein «muß», so auch für uns. Ihr Besuch war die erste Aktivität des heutigen Tages. Die Lage und die Bauweise zeugten von der Macht, die ihr Besitz früher bedeutet haben mußte. Interessant im Inneren war eine Schau von Kanonen aus verschiedenen Kriegen. Außerdem bot sie einen einmaligen Blick auf die Stadt und das ganze umliegende Tal.

Nach der Besichtigung fuhren wir in Richtung Süden. Dazu mußte wieder ein Gebirgszug überquert werden. Am Fuße des Mucina-Passes besuchten wir das «Blaue Auge», eine große Quelle, aus der das Wasser von unten direkt an die Oberfläche kommt. Die Tiefe der Quelle wurde noch nicht ausgemessen. Danach dauerte die Weiterfahrt bergauf eine ganze Weile bis wir die Passhöhe erreicht hatten. Jetzt bergab ging es Richtung Butrint-See, an dessen Ufer wir im Restaurant «Mussel House» (am Ende des Berichts dazu ein Link) das Mittagessen einnahmen, das aus Muscheln bestand, die hier in großem Stil gezüchtet werden.

Nach dem Mittagessen besichtigten wir die Ruinen und Ausgrabungen eines sehr geschichtsträchtigen Ortes – Butrint – , eine Halbinsel, auf der sich Ureinwohner (Illyrer), Griechen, Römer und Venezianer getummelt hatten und deren Zeugnisse besichtigt werden konnten. Kliti untermalte alles noch mit Anekdoten von historischen Personen.

Blick über den Butrintsee zu den Muschelbänken

Die Zeit für die Besichtigung war begrenzt, denn vor uns lag noch eine längere Fahrt. Diese ging an die Küste des Ionischen Meeres, denn in Himare, direkt an der Küste gelegen, stand unser nächstes Hotel. Die Gelegenheit zum Baden und ein sehr gutes Abendessen rundeten diesen Tag ab.


Heute begann der Tag mit einer Busfahrt. Es ging in einen Nationalpark, in dessen Mitte der Llogara-Pass lag, unser vorläufiges Ziel und unser Hotel, das wir aber erst nach einer Wanderung von innen kennenlernen sollten. Vorher, etwas unterhalb der Passhöhe konnten wir an einer Quelle noch einmal unsere Wasserflaschen, falls nötig, auffüllen. Wieder oben angekommen machten wir uns marschfertig.


Die Wanderung führte uns zunächst durch einen märchenhaften Regenwald, dann aufwärts durch eine Gebüsch-Landschaft und weiter oben über Fels und Stein zu einem Gipfel, der uns einen tollen Ausblick auf das Meer, auch die Insel Korfu war zu sehen, und die umliegende Landschaft bot. Unser morgiges Ziel verbarg sich hinter Wolken. Auf einem Geländerücken erreichten wir einen zweiten Gipfel, der mit Sendemasten bestückt war. Von dort wanderten wir bergab auf guten Wegen zu unserem Berghotel, in dem wir uns dann erfrischen, stärken und gut ausruhen konnten, denn der morgige Tag sollte einen «Höhepunkt» beinhalten, im wahrsten Sinne des Wortes.


Unser letzter Wandertag sah eine mögliche Besteigung des Berges Quorre (2018 Meter) vor . Ein steiniger Hirtenpfad schlängelte sich in Serpentinen auf der Südseite des Berges hinauf. Am Dhjopuri-Sattel rasteten wir auf 1600 m Höhe und konnten keinen Ausblick genießen, denn der Nebel ließ nur gelegentlich Blicke auf die Umgebung bzw. den Gipfel zu. War ein Aufstieg auf die Spitze möglich oder gefährlich?

Ein Blick nach oben zeigte eine Lichtschneise im Nebel und einen Weg weiter nach oben. Kliti schlug vor soweit zu gehen, wie jetzt zu sehen war und dann das weitere Gehen, je nach Sicht, zu entscheiden. Drei Frauen war es zu riskant. Sie blieben am Sattel bzw. kehrten um und warteten im Hotel auf uns Fünf. Wir gingen weiter und der Nebel hatte ein Einsehen mit uns. Er ließ uns immer soweit vorausschauen, wie es für ein Weitergehen nötig war. Wir kamen über teils wegloses und steiles Gelände bis zum Gipfel. Fast 1200 hm hatten wir hinter uns.

Die Sicht besserte sich beim Abstieg. Kliti hat dafür einen anderen Weg gewählt. Er wollte uns «Caesars Pass» und italienische Bunker aus dem 2. Weltkrieg zeigen. Das letzte Stück des Weges war dann wieder das gleiche wie beim Aufstieg. Im Hotel wurden wir von den drei Wartenden entsprechend begrüßt. Nach einer längeren Pause bestiegen wir den Bus und fuhren an der «Albanischen Riviera» entlang zu unserem letzten Hotel in Radhime.


Beim Abendessen erfolgte ein Resümee der Reise. Sehr gut organisiert und sehr gut von Kliti und unserem Fahrer durchgeführt, bot diese Reise uns allen eindrucksvolle Erlebnisse was «Land und Leute» betraf. Ich stellte mir vor Beginn die Frage, wer reist nach Albanien ? Touristen, Geschäftsleute und Albaner, die sich selbst Skipetaren nennen.

Der letzte Tag. Unser Bus fuhr nun auf guten Straßen, teilweise sogar Autobahn, nach Tirana und setzte uns am Flughafen ab.

Informationen zum Reiseveranstalter, www.dav-summit-club.de .

Deutscher Alpenverein – DAV


Link zu Restaurant am Butrintsee https://the-mussel-house.business.site

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