Begegnung in Vientiane

Begegnung in Vientiane

1992 war es für Europäer nur in Paris möglich ein Visum für Laos zu beantragen und seit 1989 war das Land auch erst für Individualtouristen geöffnet. Mein Wunsch, den Mekong zu überqueren,  schien sich nicht zu erfüllen. In Bangkok versuchten wir unsere Visa zu bekommen. Die Wartezeit überbrückten wir, Albrecht und ich, in Krabi. Mit Passkopien und kleinem Gepäck reisten wir im Luxuxbus gegen Süden und nach zehn Tagen wieder retour. Das gebuchte Package Laos umfaßte die Visa, Busfahrt nach Nong Khai, Transfer von der Fähre in Vientiane, Stadtrundfahrt und zwei Nächte im «Anou Hotel» und Transfer zurück an die Grenze, Anlegestelle der Fähre. Alles gut! Der Busbahnhof in Bangkok für Busse in den Norden und Osten war ein Ameisenhaufen. Wir gliederten uns ein, etwas anderes blieb uns auch nicht übrig. Der Bus war um einige Kategorien schlechter als unser Luxusbus nach Krabi. So kamen wir am nächsten Morgen wie gerädert in Nong Khai an. Mit Looses Handbuch «Südostasien» von 1989 machten wir uns auf in das «Mut Mee Guesthouse, auch Swiss Chalet genannt,  das direkt am Mekong lag. Sehr stimmungsvoll und gemütlich mit den Hühnern unter und zwischen den Tischen und den Blick auf den Mekong, meinem Mekong.

Am nächsten Morgen warteten wir gemeinsam mit einigen Thais auf das Öffnen der Grenzstation. Kartons, zugedeckte Körbe, vermutlich mit Federvieh, Elektrokleingeräte umhüllt und auch in Orginalverpackung überraschten uns, ein funktionierender kleiner Grenzverkehr. Stramme Uniformierte erschienen und die tragende Musik erklang. Alle standen, auch wir, bei der Fahnenparade unter dem Klang der Nationalhymne. Der Weg war frei.

Grenzstation in Nong Khai

Viele Stufen führten hinunter zu einem «Kahn» mit Außenbordmotor. Als alle und alles verstaut war stotterte erst der Motor, besann sich jedoch und wir fuhren über das Wasser des Mekong. Am anderen Ufer führten wieder viele Stufen, der Mekong führte Niedrigwasser, hoch zu einem kleinen Zollgebäude. Wir wurden mit Namensschild erwartet und  waren die einzigen Touristen.

PATONAXAI

Vientiane wirkte verschlafen, Federvieh und Unkraut auf den Straßen, kaum Autos, eine andere Welt tat sich auf. Nachmittags wurden wir zur gebuchten Stadtführung abgeholt. Ein junger Singapur- Chinese war noch dazugekommen. Er war mit dem Flugzeug angereist. Die Sehenwürdigkeiten waren nicht so herausgeputzt wie in Bangkok, sondern teilweise verfallen und für mich beredterweise von der Vergangenheit erzählend. Kurios war die Geschichte um Patonxai, der Champs Elysee von Vientiane. Die USamerikaner hatten Zement für einen Flugplatzbau geliefert, dieser wurde zweckentfremdet und stattdessen ein Triumpfbogen gebaut. Der Flugplatz sollte wohl zur Versorgung  im Vietnamkrieg genutzt werden. Eigentlich eine gute und friedliche Lösung, naja, für diverse Villenbauten soll auch Zement abgezweigt worden sein. Das Symbol Pha That Luang war auch ein Stopp bei unserer Besichtigungstour, ebenso die örtliche Supermarkthalle.

Pha That Luang

Der Vormittag des nächsten Tages gehörte mir und dem Mekong. Zweidrittel des Flußbettes waren trocken. An manchen Stellen hoben sich bewachsene kleine Oasen von der sandigen Fläche ab, vermutlich Inseln bei höherem Wasserstand. Büffel waren an Wasserlöchern zu sehen. Ich versuchte im feinen Sand Fuß zu fassen, Schritt für Schritt, es dauerte an die 30 Minuten bis ich an’s Wasser kam. . Auf der anderen Seite lag Thailand. Keine Grenzpatrouille  war weit und breit zu sehen, nur Fischerboote wechselten die Seiten. Die Politik war fern, sehr fern.

                 Im Mekong

Am späten Nachmittag ließen wir uns dann treiben, keine Hektik war zu spüren. Am Rande eines kleinen Parks, nahe der Bibliothek, standen Tische und Stühle in einer Art von Bar. Schnell entschlossen nahmen wir Platz und bestellten Bier. Serviert, nein eher geliefert, wurde das süffige Getränk in Zweiliterkannen aus Plastik. Wir hatten Durst. Wir bestellten eine zweite Kanne. Die Dämmerung war schon lange hereingebrochen, als die spärliche Beleuchtung eingeschaltet wurde.

Am übernächsten Tisch saß ein Beobachtungsposten, ein massiger Mann, ein Weißer. Er war auf uns aufmerksam geworden, stand auf und fragte, ob er sich zu uns setzen dürfe, – erst englisch, dann deutsch. Wir alle hatten dem Bier bereits zugesprochen und kamen ins Gespräch. In dessen Verlauf waren wir meist Zuhörer. Dieser, wie sich herausstellte, Auslandsdeutsche hatte sich in Laos als Geschäftsmann etabliert. Landbesitz und Schürfrechte in der Ebene der Tonkrüge nannte er als sein eigen. Nach Europa könne er nicht reisen, da er noch auf der Liste der Kriegsverbrecher stehe. Er tat dies mit einem Schulterzucken ab. Lange Zeit habe er auch in Südafrika gelebt und dort Karakulschafe geschlachtet. Dabei sah ermich an, fragend, ob ich wisse…? Ich wußte. Die Lämmer werden spätestens 24 Stunden nach der Geburt geschlachtet damit das Fell für die Modebranche verwertbar ist. Diese Felle aus Südafrika und auch Namibia heißem im Handel Swakara oder auch mit ihrem früheren Namen Persianer. Er führte diese Tätigkeit noch näher aus. Ich trank Bier.

Er verstünde die Europäer nicht, diese Politik, früher wäre auf Rasse noch Wert gelegt worden. Bei Hunden ist es als Zuchterfolg zu werten, wenn die Reinheit mit ihren Merkmalen gewahrt bleibe. Alles unverständlich!  Er lebe mit einer Einheimischen hier, der Trieb brauche das. Er habe schon Bastarde, ein Kind mit einer weißen Frau sei noch sein Wunsch, dabei sah er mich mit zwinkernden Augen an.

Ich trank Bier, ich glaube sonst hätte ich dieses Gespräch nicht ertragen.




Zurück in Nong Khai verbrachten wir noch einen Abend im Mut Mee Guest House bei ungewöhnlichen Klängen. Es war ein Schweizer, der sein Alphorn am Ufer des Mekong blies, und die Gäste erfreute. Der Klang wirkte nicht fremdartig, darüber war ich selbst erstaunt. Wie ich erfuhr war dieser Schweizer beruflich in Bangkok tätig und verbrachte hin und wieder einige Tage hier in Nong Khai bei unserer Quartiergeberin Lisi.


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